Mit dem Touchscreen im Operationssaal

Emanuel gestaltet Benutzeroberflächen für Touchscreens, die im Operationssaal verwendet werden – wie beispielsweise auf dem ZEISS KINEVO 900. Wenn robotische Visualisierungssysteme wie dieses zum Einsatz kommen, muss alles reibungslos laufen, denn Neurochirurginnen und -chirurgen nutzen das ZEISS KINEVO 900 beispielsweise bei Operationen an Gefäßen. Dabei kann die zusätzliche Option ZEISS INFRARED 800 auf Knopfdruck von der Weißlichtansicht auf die Infrarotansicht schalten und Videosequenzen erstellen, die den Blutfluss in den Gefäßen auf dem Touchscreen zeigen. Diese Ansicht liefert dem ärztlichen Fachpersonal eine wichtige Entscheidungsgrundlage für den weiteren Verlauf der OP.

Das Komplexe meistern

Dass dieses Verfahren in der Praxis so einfach und schnell angewendet werden kann, darum kümmern sich Emanuel und sein Team. Seit zweieinhalb Jahren ist Emanuel als User Interface-Designer – kurz UI-Designer – bei der ZEISS Sparte Medical Technology tätig. Zusammen mit seinem Team gestaltet er die Benutzeroberfläche der Touchscreens, die modernste Medizintechnik steuern, und entwickelt das User Interface-Design für verschiedene Visualisierungssysteme und Operationsmikroskope bei ZEISS weiter. Damit beschreitet er einen besonders spannenden und zukunftsweisenden Bereich im UI-Design.

Noch nie waren robotische Visualisierungssysteme in der Medizintechnik so komplex wie heute.

Emanuel Haas at ZEISS

Mittlerweile sind moderne Systeme wie das ZEISS KINEVO 900 in der Lage, während der Operation detaillierte Aufnahmen von Vorgängen im Körper zu machen, die mit dem bloßen Auge gar nicht sichtbar sind – wie beispielsweise dem Blutfluss in den Gefäßen. Gesteuert werden die Systeme unter anderem über spezielle Touchscreens. Und Emanuel sorgt dafür, dass die Benutzeroberflächen dieser Touchscreens einfach und intuitiv sind.

Vor seiner eigentlichen Arbeit gibt es eine lange Forschungs- und Konzeptphase: In Gesprächen mit Chirurginnen und -chirurgen sowie medizinischen Fachkräften finden Emanuel und sein Team heraus, welche technischen Funktionen in Zukunft im Operationssaal benötigt werden. „Wenn die ZEISS Produktmanagerinnen und -manager sowie Ingenieurinnen und Ingenieure Prototypen für ein neues robotisches Visualisierungssystem entworfen haben, ist es unsere Aufgabe, die Geräte so nutzerfreundlich wie möglich bedienbar zu machen.“

Mit einem browserbasierten, kollaborativen Tool entwirft Emanuel gemeinsam mit seinem Team Screendesigns, Prototypen der Software-Anwendung und Komponenten für das ZUi (ZEISS User Interface) Design System. „Dabei tauschen wir uns fortlaufend mit den Nutzenden, dem Produktmanagement sowie Programmiererinnen und Programmierern aus, die unsere Ideen letztendlich umsetzen.“

Multidimensionalität steuern

„Das oberste Ziel ist, dass die Bedienoberfläche den Fluss der Operation nicht stören“, erklärt Emanuel. „Im UI-Prozess überlegen wir uns zuerst, was auf dem Screen gezeigt werden soll und entscheiden dann, wie wir die Informationen strukturieren und aufeinander aufbauen wollen, damit es für das medizinische Fachpersonal sicher und intuitiv bedienbar ist.“ Im Designprozess der grafischen Benutzeroberfläche spielen Wahrnehmungspsychologie, Farbtheorie und die Architektur der Interaktionsflächen eine große Rolle. „Wir gestalten visuelle Steuerelemente – sogenannte UI Controls – optisch so, dass sie leicht erkenn- und bedienbar sind und einen gewissen Aufforderungscharakter mit sich bringen“, erklärt Emanuel.

Emanuel Haas at ZEISS

Das Unmögliche möglich machen

„So komplexe Systeme intuitiv und einfach bedienbar zu machen, fordert uns immer wieder heraus. Aber gerade das ist so spannend an meiner Arbeit bei ZEISS. Wir stehen im Austausch mit verschiedenen Abteilungen und der Forscherdrang der Kolleginnen und Kollegen überträgt sich auch auf uns Designerinnen und Designer.“

Und ihre Arbeit wurde bereits ausgezeichnet: Für das ZUi Design System haben Emanuel und sein Team den German Design Award 2022 in der Kategorie „Human Machine Interface" gewonnen.

Doch eins steht bei Emanuels Arbeit immer im Vordergrund: die Patientinnen und Patienten. Wie wichtig Emanuels Arbeit für das Gelingen komplizierter Operationen ist, ist nicht zu unterschätzen. Er und sein Team tragen dazu bei, dass komplexeste Medizintechnik zielführend, zuverlässig und angenehm im Operationssaal bedient werden kann. „Wenn mir Ärztinnen und Ärzte sagen, dass sie während einer Operation, ohne nachzudenken, jede Funktion auf dem Display gefunden haben und das Produkt intuitiv bedienen konnten, ist das wirklich erfüllend für mich und macht mich stolz.“

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