Benutzerfreundlichkeit in der Medizintechnik

Der Kampf mit dem Fahrkartenautomaten, unverständliche Formulare im Internet oder eine Designer-Kaffeemaschine, die nicht ohne Handbuch bedienbar ist – Beispiele für schlechte UX finden sich überall. UX steht für User Experience und beschäftigt sich mit der individuellen Erfahrung, die Menschen beispielsweise mit einem Produkt oder bei der Anwendung von Software machen.

Schlechte User Experience ist im Alltag vor allem eins: nervig. Im Operationssaal kann schlechte UX aber lebensgefährlich sein. Dann nämlich, wenn Chirurginnen und Chirurgen das digitale Interface nicht intuitiv verstehen und eine falsche Einstellung vornehmen. Damit genau das nicht passiert, recherchiert und forscht Liesa.

Wissen statt Kompromisse

„Meine Aufgabe ist es, Daten zu erheben, die dabei helfen, medizintechnische Produkte und Anwendungen zu entwickeln, die intuitiver, benutzerfreundlicher und auch ästhetischer sind“, bringt Liesa ihren Job als User Experience Research Lead bei der ZEISS Sparte Medical Technology auf den Punkt.

Traditionelle UX-Konzepte entstehen oft, ohne dass reale Anwender einbezogen werden, und sind dann meist nicht mehr als ein Kompromiss zwischen Ingenieurwesen und Design.

ZEISS geht einen anderen Weg: Hier ist UX das Ergebnis konsequenter Entwicklungsarbeit, bei der die Anwenderinnen und Anwender im Fokus stehen. Diese Entwicklungsarbeit basiert auf einer genauen Untersuchung der Anforderungen (Research), deren Umsetzung in praktische Produkte (UX Design) sowie auf der Gestaltung von bedienerfreundlichen Oberflächen (UI Design). Liesa und ihr Team kümmern sich um den Research-Teil. Ihre Ergebnisse geben sie dann weiter an die Teams von ZEISS UX und UI Design.

Form follows research

Als Researcherin arbeitet Liesa nicht nur an ihrem Schreibtisch, sondern oft auch dort, wo ihre Produkte und Lösungen zum Einsatz kommen: in Praxen und Kliniken. „Vor Ort können wir direkt mit Ärztinnen und Ärzten und dem Klinikpersonal sprechen und herausfinden, wie sie unsere Anwendungen nutzen und was wir im Bereich UX verbessern können“, erklärt Liesa.

Liesa Breitmoser at ZEISS

Vom Shop zur OP

Nach ihrem Soziologie-Studium beginnt Liesa ihre Research-Laufbahn bei einer großen bayrischen Digital-Agentur. Später recherchiert sie Fakten und Features rund um die E-Commerce-Plattformen eines großen Medienkonzerns. „Aber irgendwie hat mir bei all dem der höhere Sinn gefehlt. Zum Kauf animieren und Umsatz generieren – sollte das Ziel meiner Arbeit sein?“, fragt sich Liesa vor ihrer Zeit bei ZEISS.

Eine Stellenanzeige verändert alles: UX Design Lead gesucht. „Auch wenn mein Profil nicht perfekt auf die ausgeschriebene Stelle passte, die Reaktion bei ZEISS war außergewöhnlich: Du passt prima ins Team, wir schaffen eine neue Rolle für Dich. Typisch ZEISS halt: agil und teamorientiert. Deshalb kann ich jedem und jeder nur empfehlen: einfach bewerben!“

Liesa Breitmoser and her co-workers at ZEISS

Vom Webshop zur Medizintechnik

Liesas neuer Schwerpunkt und das Ziel ihrer Arbeit drehen sich ab diesem Zeitpunkt um Medizintechnik. Als User Experience Research Lead erforschen sie und ihr Team die Bedürfnisse und Anforderungen von Medizinerinnen und Medizinern speziell in den Bereichen Augenheilkunde und Mikrochirurgie. Als Teil von internationalen und interdisziplinären Teams arbeitet Liesa an komplexen und innovativen Projekten – zum Beispiel an medizinischen Cloud-Projekten, Künstlicher Intelligenz in der Diagnostik oder auch für die Steuerung von Geräten via Voice Control.

Ausgezeichnet!

Die Ergebnisse von Liesas Team führen zu innovativen Ansätzen. Ein gutes Beispiel dafür ist eine App, die Patientinnen und Patienten von der ersten Diagnose bis hin zur Nachbehandlung begleitet. Der Erfolg gibt dem UX-Team von ZEISS recht. Gerade wurde das ZUi (ZEISS User Interface) Design System mit dem German Design Award 2022 in der Kategorie „Human Machine Interface" ausgezeichnet.

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