Während der ophthalmologische Gerätebau bei Carl Zeiss bereits Ende des 19. Jahrhunderts in Jena entstand, wurden die chirurgischen Disziplinen als Anwendungsfeld für die medizinische Optik in Oberkochen entdeckt, nachdem Carl Zeiss infolge des Kalten Krieges geteilt worden war. Das von Hans Littmann 1953 entwickelte Operationsmikroskop OPMI 1 steht am Anfang einer neuen Geräteklasse und wurde als Standard in der Mikrochirurgie zur festen Größe im klinischen Alltag.
Im Dezember 1990, noch vor der offiziellen Wiedervereinigung von Carl Zeiss, verständigten sich die Führungen der Medizintechnik-Sparten in Ost und West darauf, den Bereich Operationsmikroskope in Oberkochen zu konzentrieren, während Jena sich der augenärztlichen Gerätetechnik widmen sollte. Als im Konzern 1995 eine grundlegende Restrukturierung eingeleitet wurde, war der Umbauprozess in der Medizintechnik schon weitgehend abgeschlossen. Dennoch blieb ein Grundproblem: Oberkochen, Jena und die im kalifornischen Dublin beheimatete Carl Zeiss Tochter Humphrey Instruments arbeiten jeweils unabhängig voneinander an den eigenen Projekten. Synergien gab es kaum, und die Geräte aus den einzelnen Standorten erweckten eher den Eindruck, von unterschiedlichen Herstellern zu stammen.
Der Weg von einzelnen Produkten zu komplexen Lösungen begann um die Jahrtausendwende. 2002 wurde die Gründung der Carl Zeiss Meditec AG auf den Weg gebracht. In dem neuen Unternehmen gingen zunächst das Medizintechnikgeschäft der Carl Zeiss Standorte in Jena und Dublin (Kalifornien) sowie die in Jena ansässige Asclepion Meditec AG auf. Die als Reverse IPO (Übernahme einer bereits börsennotierten Gesellschaft) durchgeführte Gründung löste gleich mehrere Probleme: Sie brachte Carl Zeiss den Einstieg in das bisher von Asclepion betriebene Geschäft mit refraktiven Lasern, stärkte den Standort Jena, ermöglichte die Aufnahme zusätzlichen Kapitals am Aktienmarkt und bot erstmals ein Dach für die auf verschiedene Standorte verteilten Medizintechnik-Aktivitäten. Mit der Stiftungsreform des Jahres 2004 und der nun möglichen Übernahme des Oberkochener OPMI-Geschäft durch die Carl Zeiss Meditec AG wurde der Prozess abgeschlossen.
Dies war jedoch nur der Startpunkt für die Umsetzung der eigentlichen, auf komplette Diagnose- und Behandlungslösungen ausgerichteten Strategie. Durch Übernahme von IOLTECH (2005) und Acri.Tec (2007) erweiterte die Carl Zeiss Meditec AG ihr Portfolio beispielsweise um Intraokularlinsen und Verbrauchsmaterialien für die Augenchirurgie. Damit bewegte sich Carl Zeiss über die traditionellen Bereiche der Optik und Feinmechanik hinaus in Richtung „schnell drehender“ Verbrauchsgüter. Dies hat sicher dazu beigetragen, dass sich die Carl Zeiss Meditec AG in der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise des Jahres 2009 als stabile Säule für das gesamte Konzerngeschäft erwiesen hat. Da der Gesundheitssektor im globalen Maßstab weiter wächst, bleibt die Prognose für die Carl Zeiss Meditec AG erfreulich positiv.