Im ersten Teil unseres Spezials über Digitalisierung haben wir zwei Softwarestandorte der Medizintechnik von ZEISS vorgestellt. Die Kolleginnen und Kollegen in München und im indischen Bangalore sowie auch in Jena und im kalifornischen Dublin entwickeln und testen Software, die in der Medizintechnik von ZEISS zum Einsatz kommt. Einige Beispiele stellen wir hier vor.
Software unterstützt Ärzte bei Operationen, die über Leben und Tod ihrer Patienten entscheiden. Das zeigt die Geschichte von Tabitha Williams. Bei minimal-invasiven Korrekturen der Sehschärfe steuert Software den Laser, wie unser Kollege Li Ning aus China berichtet. In Augenarztpraxen und -kliniken etwa kommt Software von ZEISS zum Einsatz, wenn die Geräte miteinander vernetzt werden, und in der Zahnheilkunde unterstützt Software Ärzte in der Ausbildung und im Patientengespräch.
Testen Sie Ihr Wissen und schlüpfen Sie dann in die Rolle des Zahnarztes! Wie gut können Sie Karies entfernen und eine Wunde im Zahnfleisch nähen?
Für Tabitha Williams ist es eine Diagnose, die noch vor wenigen Jahrzehnten den sicheren Tod hätte bedeuten können. Die junge Frau hat eine angeborene Fehlbildung der Blutgefäße im Gehirn und zusätzlich ein Aneurysma. Diese gefährlich erweiterte Arterie im Gehirn droht zu platzen. Die Diagnose betrifft nicht nur ein Leben – Tabitha Williams ist in der 20. Woche schwanger.
Nicht wenige Ärzte schrecken vor dem Risiko zurück, das die Behandlung der jungen Frau birgt. Doch Michael Lawton, Professor für Neurochirurgie an der University of California in San Francisco, nimmt die Herausforderung der Operation an. Gemeinsam mit seinem Ärzteteam entscheidet er, zunächst nur das Aneurysma zu behandeln, weil es für das Leben der jungen Frau und damit für das ihres ungeborenen Kindes am gefährlichsten ist. Die betroffene Schlagader mit der Aussackung sitzt zwischen den beiden Gehirnhälften im so genannten Balken (Corpus Callosum); eine Operation tief im Gehirn ist notwendig.
Für die Operation nutzt Professor Lawton das Operationsmikroskop OPMI® PENTERO® 900 von ZEISS und einen Filter mit Kamera und Software. Die so genannte Fluoreszenzoption macht den Blutfluss während der Operation sichtbar. Denn der ist mit bloßem Auge für den Operateur und das Ärzteteam nicht gut zu erkennen.
Das Blut im Gehirn von Tabitha Williams wird während der Prozedur mit einem Kontrastmittel angereichert, das für das menschliche Auge unsichtbares Fluoreszenzlicht aussendet. Ähnlich wie bei einer Wärmebildkamera wird dieses Licht mit dem im Operationsmikroskop integrierten Fluoreszenzmodul sichtbar gemacht, und in Echtzeit ähnlich einem Röntgenbild wird es als weißes Leuchten auf einem Monitor dargestellt. Basierend auf diesen Informationen über den Blutfluss kann Dr. Lawton während der Operation innerhalb kurzer Zeit beurteilen, ob das erweiterte Blutgefäß vollständig abgeklemmt und die hirnversorgenden Gefäße weiterhin durchgängig sind – notfalls kann er sofort reagieren.
Wie die Operation verlaufen ist, können Sie im Video nachverfolgen. Darin wird auch deutlich, wie Fluoreszenz in Kombination mit einem Operationsmikroskop von ZEISS zu besseren Behandlungsergebnissen beitragen kann.
Sehen Sie hier, wie sich die Visualisierung der Anatomie ändert, wenn der Operateur die Fluoreszenz-Optionen einschaltet
Alle Bilder zeigen Teile des Gehirns.
Die Intraoperative Fluoreszenz* unterstützt insbesondere Eingriffe in der vaskulären Neurochirurgie, insbesondere die Behandlung von Gefäßkrankheiten – zum Beispiel krankhafte Gefäßerweiterungen im Gehirn, so genannte zerebrale Aneurysmen wie bei Tabitha Williams. Bleiben Aneurysmen unbehandelt, können sie zu Hirnblutungen und daraus folgend auch zum Tod führen.
Die intraoperative Fluoreszenzoption von ZEISS gibt es für verschiedene Anwendungen; Software spielt in jeder Option eine wichtige Rolle. Sie hilft dabei, die Daten für den Arzt in Echtzeit darzustellen, sodass er sie schnell erfassen, analysieren und vergleichen kann.
*Please use the fluorescent agent as per the approval status in your country.