Ein neues Level

ZEISS ELYRA 7 ist nicht irgendein Mikroskopsystem. Mit dem Gerät kann man hochauflösende Aufnahmen von Lebendzellen in maximaler Geschwindigkeit machen – und zwar ohne die Proben allzu stark zu beschädigen.

Zwar war man sich bei ZEISS bewusst, dass man Ende vergangenen Jahres ein herausragendes neues Produkt auf den Markt gebracht hatte. Doch mit dieser Resonanz hatte niemand gerechnet. Auf dem Jahrestreffen der American Society for Cell Biology, der wichtigsten amerikanischen Messe für Zellbiologen, begeisterten die ersten Live-Demonstrationen des Mikroskopsystems ZEISS ELYRA 7 die Wissenschaftsgemeinde. „Der Andrang war riesig, ausnahmslos jeder Slot war ausgebucht“, erzählt Dr. Klaus Weisshart, der verantwortliche Produktmanager. Obwohl keine einzige Demonstration auf einen bestimmten Kunden zugeschnitten war, wurde direkt ein Gerät verkauft – dabei müssen für die Anschaffung von solch komplexen Mikroskopsystemen normalerweise immer erst Gelder budgetiert werden. „Es stimmt einfach: Der Kunde sieht den Nutzen bereits nach dem ersten Experiment. Nur dass er so schnell überzeugt ist, habe ich noch nie erlebt“, so Weisshart. Auch die Aufrufe der Website zeigen das große Interesse an dem neuen Produkt. Während auf die Seite normalerweise circa 60-mal pro Tag zugegriffen wird, schoss die Zahl rund um den Launch von ZEISS ELYRA 7 in die Höhe: auf insgesamt rund 8.000 Seitenaufrufe. Das ist erstaunlich. Denn das Mikroskopsystem ist kein Produkt für den Massenmarkt – und wird es auch niemals werden. Schließlich kostet ein Gerät in etwa so viel wie ein Einfamilienhaus.

Mit ZEISS ELYRA 7 erreicht die Superresolution-Mikroskopie ein neues Level. Im Bereich der optischen Hochauflösung wird auch deshalb ein hoher Aufwand betrieben, weil gerade solch innovative Mikroskopsysteme im Markt eine hohe Sichtbarkeit garantieren. Mit der Führungsrolle verbunden ist die begründete Hoffnung, dass auch andere Produkte von der erhöhten Aufmerksamkeit profitieren. Die Zielgruppe, die ZEISS hiermit anspricht, ist sehr speziell: Hauptsächlich werden die Mikroskopsysteme in biologischen Forschungseinrichtungen stehen, sogenannten Imaging oder Core Facilities, die sie für Wissenschaftler aus unterschiedlichen Laboren zugänglich machen. „Diese Service-Provider sind unsere wichtigsten Multiplikatoren“, so Weisshart.

Mikroskop
Objektive
ZEISS ELYRA 7 Illumination and Detection
Software

Zielgruppe mit klaren Anforderungen

Außer für Zellbiologen, die bedeutendste Nutzergruppe, gibt es auch für Entwicklungsbiologen einige Anwendungsgebiete, die sehr interessant sein können. Die Anforderungen aus dem Markt sind klar, sagt der Produktmanager: „Eigentlich will jeder mehr Sensitivität haben, schneller und hochauflösender an seinen Proben arbeiten können.“ Lange ging die Verbesserung einer der drei Zielgrößen Sensitivität, Geschwindigkeit und Auflösung zu Lasten der anderen beiden. Wer beispielsweise Prozesse beobachten wollte, die im Millisekundenbereich abliefen, konnte diese bislang nicht hochaufgelöst abbilden. Oder er musste die Lichtintensität in einem Maße erhöhen, dass die Zelle entweder beschädigt oder der laufende Prozess massiv beeinflusst wurde. „Um das zu verhindern, muss man die Abhängigkeiten dieses Systems stören. Genau das ist uns mit der Integration von Lattice SIM in ZEISS ELYRA 7 gelungen“, sagt Weisshart.

Will man danach die Skalierung der Spritze überprüfen, sprich: die exakten Abstände zwischen den Linien, wechselt man zum optischen Messen. Hier kommen ein 2D-Kamerasensor mit Bildverarbeitung sowie ein neu aus dem Geschäftsbereich der Mikroskopie entwickeltes 12-fach-Zoomobjektiv zum Einsatz. Der optische Sensor ist etwa zum Messen von kleinen, weichen und empfindlichen Teilen geeignet. Je besser die Messelemente, in unserem Fall die Geraden, ausgeleuchtet werden, desto härter sind die Kontraste. Anders formuliert: desto genauer ist die Messung. ZEISS O-INSPECT ist deswegen mit drei Beleuchtungssystemen ausgestattet: 16-Segment-Multi-Color-Ringlicht, koaxialem Auflicht und Durchlicht. Zuletzt können mit einem chromatischen Weißlichtsensor Konturen, sogar von spiegelnden oder transparenten Flächen, berührungsfrei erfasst werden.

Die Motivation war sehr hoch, das Gerät schnell auf den Markt zu bringen.

Dr. Ingo Kleppe, Projektleiter ZEISS ELYRA 7
Dr. Ingo Kleppe © Sebastian Reuter

Drei Fragen an …

Prof. Eric Betzig

Der Nobelpreisträger war für einen Vortrag in Oberkochen.

Die zwei bahnbrechenden Vorteile von ZEISS ELYRA 7

Beim neuen Mikroskopsystem kann mit sehr viel weniger Laserlicht gearbeitet werden. Wird die Phototoxizität, das heißt die zerstörerische Wirkung von Licht auf die Zellprobe, reduziert, können Prozesse um einiges länger beobachtet werden. Das Ergebnis: Man kommt schonender an hochaufgelöste Bilder. Das funktioniert, weil statt eines Gittermusters ein Schachbrettmuster im Einsatz ist. Während man früher die Probe drehen musste, um Frequenzsignale abzubilden, ist dies dank Lattice SIM nicht mehr nötig. Man erkennt plötzlich etwas – ähnlich dem Moiré-Effekt –, das man vorher nicht sehen konnte. Und kann die Abläufe so auf unterschiedlichen Ebenen beobachten. Das macht das Mikroskopsystem unheimlich schnell.

Gemeinsam mit Professor Eric Betzig, US-amerikanischer Physiker und Nobelpreisträger für Chemie, arbeitet ZEISS bereits seit vielen Jahren bei der Entwicklung neuer Mikroskopsysteme zusammen. Die Idee, Lattice SIM für die strukturierte Beleuchtung zu nutzen, kommt von ZEISS selbst. „Die Motivation aller Beteiligten war sehr hoch, das Gerät schnell auf den Markt zu bringen“, sagt Projektleiter Dr. Ingo Kleppe. Die Entwicklung gelang in Rekordgeschwindigkeit. Von der ersten Idee bis zur Marktreife verging weniger als ein Jahr. „Es hilft uns im Markt enorm weiter, wenn ein Key Opinion Leader als Botschafter unserer Marke auftritt“, sagt Produktmanager Weisshart. Betzig hält mehrere Patente zur sogenannten superauflösenden photoaktivierten Lokalisationsmikroskopie, kurz PALM. Durch sie sind Wissenschaftler heute in der Lage, Vorgänge in lebenden Zellen und Geweben bis zur Größe molekularer Strukturen aufzulösen. Seine Arbeit hat zur Entwicklung des ersten auf dem Markt erhältlichen Superresolution-Mikroskops geführt, das auf der PALM-Technologie basiert. ZEISS hat bereits 2007 die Exklusivrechte für die Vermarktung von PALM erhalten und auf dieser Grundlage das Mikroskopsystem ZEISS ELYRA im Jahr 2012 entwickelt. Von ZEISS ELYRA 7 waren die Vertriebsmitarbeiter von Beginn an begeistert. Inzwischen haben weitere Kundendemos stattgefunden. Die Resonanz: weiterhin sehr positiv.

Vorher (Weitfeld-Bild)
Nachher (SMLM)

AUFLÖSEN MOLEKULARER STRUKTUREN Mit SMLM (Einzelmolekül-Lokalisationsmikroskopie) lassen sich einzelne Proteine sehr präzise lokalisieren und kartieren. 8-fache Symmetrie des Kernporenkomplexes in A6-Zellen. Gp210 wurde mit Alexa Fluor 647 markiert.

Drei Fragen an …

Prof. Eric Betzig

Der Nobelpreisträger war für einen Vortrag in Oberkochen.

Der Begriff LATTICE SIM

SIM steht für Strukturierte Illuminierungsmikroskopie. Mit dieser Technik kann man eine Auflösung erreichen, die früher in einem Lichtmikroskop nicht für möglich gehalten, die aber durch eine Trennung von räumlicher und zeitlicher Beleuchtung möglich wurde. Lattice beschreibt das Schachbrettmuster, das im Mikroskopsystem ZEISS ELYRA 7 zum Einsatz kommt und das Bildgebungsverfahren enorm beschleunigt.