Das Beste aus allen Welten

Dokumentarfilm oder Physikstudium? Forschen oder Führen? Berlin oder Aalen? Messen oder polieren? Wenn man so viele Interessen besitzt, wie Kathrin, am besten alles – das zeigt uns ihr Lebenslauf. Tatsächlich wäre sie beinahe nicht Gruppenleiterin für Optiktechnologie in der Halbleiterfertigungssparte von ZEISS geworden – sondern Kamerafrau auf der Suche nach interessanten Motiven.

Die Forschung macht das Rennen

„Nach meinem Abitur habe ich zwischen Dokumentarfilm und Physik geschwankt. Ich musste mich entscheiden: Wissen vermitteln oder Wissen schaffen. Letztlich hat die Wissenschaft gesiegt.“ Zumindest vorläufig – denn Kathrin wäre nicht Kathrin, wenn sie nicht beides unter einen Doktorhut bringen würde. Während ihres Studiums nimmt sie aber zunächst an einem dreimonatigen Forschungsprojekt in Paris teil. Drei Etagen unter der Mona Lisa, im Keller des Louvre, erforscht sie Steinzeitschmuck. Sind die Muscheln tatsächlich gezielt eingefärbt worden und damit erste Artefakte einer bewussten Schmuckherstellung? Oder doch nur versehentlich angekohlt? Mithilfe umfassender Charakterisierungsmethoden findet Kathrin gemeinsam mit Archäologen Antworten. Und identifiziert den Schmuck unserer Vorfahren von vor rund 10.000 Jahren.

Zurück in die Zukunft

Nach dieser Forschungsphase geht Kathrin in die Presseabteilung des BESSYII Synchrotrons in Berlin. „Die Gründungsfeier eines gemeinsamen Helmholtz Forschungszentrums stand kurz bevor“, erinnert sie sich. „Da gab es viel vorzubereiten: von der Multimedia-Präsentation bis zur großen Gründungsfeier. Und ja, auch Dokumentarfilme! Ich konnte mich ausgiebig mit Wissenschaftlern und Forschern austauschen. Das fand ich sehr spannend.“ So spannend, dass sie da auch gleich eine neue Herausforderung annimmt: den Aufbau und die Inbetriebnahme eines hochauflösenden Röntgenemissionsspektrometers. Mit dieser neuartigen Anlage gelang es ihr, Flüssigkeiten mit weicher Röntgenstrahlung im Vakuum zu untersuchen, obwohl Flüssigkeiten und Vakuum sich normalerweise nicht so gut miteinander vertragen.

Vom Röntgen zum Lasern

Nachdem das Röntgenspektrometer störungsfrei lief und die ersten spannenden Forschungsfragen in ihrer Dissertation beantwortet waren, wechselt Kathrin die Wellenlänge. „Ich wollte was mit Laser machen. Selbstbestimmt forschen. Ein Team führen.“ Die Erfahrungen mit Lasern kann sie bei ihrem PostDoc und einem Auslandsaufenthalt in der Schweiz sammeln, das eigene Team baut sie dann am Helmholtz Zentrum in Berlin auf. Dort untersucht sie Materialien nicht nur in Flüssigkeiten, sondern auch unter angelegter Spannung. Mit derselben Hochspannung baut sie ein sechsköpfiges Forschungsteam auf – und gibt gleichzeitig ihre Erfahrungen im Rahmen einer Junior Professur in Bielefeld weiter. „Eines Tages wurde mir der Campus aber zu klein. Ich wollte nicht nur ein paar Forscherkollegen beeindrucken, ich wollte die Welt ein bisschen besser machen. Ich wollte mehr Praxis, mehr Produktorientierung, mehr Verantwortung.“ Kathrin hört und sieht sich um, führt ein erstes Gespräch in Oberkochen. „Bis dahin war die Industrie für mich gleich Massenproduktion. Unspektakulär. Dann kam ZEISS. Hier forscht und arbeitet ein Team an einer ziemlich komplexen Herausforderung. Das fand ich von Anfang an spannend. Halbleiter sind die Bausteine des Fortschrittes. Da wollte ich mitmachen.“

Als Gruppenleiterin für Optiktechnologie kümmert sich Kathrin heute um die Optimierung von Politurprozessen. Genauer gesagt leitet sie als Gruppenleiterin Entwicklungsteams von mittlerweile über 20 Kolleginnen und Kollegen. Oder in ihren Worten: „Ich manage kluge Köpfe. Gemeinsam treiben wir die Präzision der Halbleitertechnologie voran.“ In ihren Prozessen arbeiten sie im Subnanometer-Bereich, eine echte Herausforderung. „Wenn sich zehn Parameter zeitgleich ändern, ist es schwierig, alle Vorgänge im Politurspalt nachzuvollziehen. Und wir sind dabei sehr gründlich. Da wo wir hinwollen, da geht kein anderer hin. Ich mag diese Herausforderung. Und die Freiheiten, die ich bei ZEISS habe. Ich kann viel ausprobieren und meinen eigenen Führungsstil umsetzen.“

Fördern und gefördert werden

Dabei helfen Kathrin der ZEISS Teamgeist, flache Entscheidungsstrukturen und eine gezielte Mitarbeiterförderung – durch sie und für sie. „Wir müssen uns alle so weiterentwickeln wie unsere Produkte. Und ZEISS bietet dafür maßgeschneiderte Möglichkeiten – vom Führungskräfteseminar über Workshops bis hin zu persönlichen Fortbildungsangeboten.“ Und was macht sie, wenn sie gerade nicht fördert, forscht oder führt? „Das ist der große Vorteil unserer Lage: Alles ist nur einen Katzensprung entfernt: Beruf, Bäcker, Buchhandlung. Und der nächste Walderkundungspfad – immer ein Highlight für meine beiden Kinder.“

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