Zerspanungsmechanik

Die Herrin der Ringe

Zerspanungsmechanik

Die Herrin der Ringe

Wo Melanie ist, ist Action. Die Luft vibriert vom Anlauf zentnerschwerer Motoren. Es riecht nach Öl und Kühlmitteln. Warnlampen blinken, Monitore werfen blaues Licht in die Szene. Ein Blick auf die Steuerung: X = 50.000, Y = 63.735, Z = 00.


Alles im grünen Bereich. Melanie nickt, drückt den Startknopf. Ein Fasenfräser nähert sich einem schimmernden Metallblock und schneidet scheinbar mühelos in dessen Oberfläche. Späne schleudern in alle Richtungen. Hier entsteht gerade ein Bauteil mit zahlreichen Fasen, Bohrlöchern und Kanten. Zwei Stunden später ist die Maschine fertig und Melanie weiterhin in ihrem Element. Mit einem Höhenmessgerät prüft sie den Ring an unterschiedlichen Stellen und notiert die Ergebnisse im Messprotokoll.

Sie spannt den kiloschweren Ring wieder im CNC-Zentrum ein, korrigiert hier, prüft dort. Nach drei Durchgängen ist sie zufrieden. Sämtliche 34 Messpunkte liegen innerhalb der Toleranzen. Innerhalb sehr enger Toleranzen. Denn dieser Metallring ist für ein äußerst komplexes und präzises Produkt von ZEISS bestimmt: für die EUV-Optik der neuesten Generation. Diese werden in Lithographie-Systemen des ZEISS Partners ASML verbaut. In diesen werden mit Fotolack beschichtete Siliziumscheiben (sogenannte Wafer) mit extrem ultraviolettem Licht (EUV) in einer Wellenlänge von exakt 13,5 Nanometer belichtet. Das erzeugt nanofeine Strukturen – in Summe mehrere Milliarden Transistoren auf einem Quadratzentimeter. Das funktioniert aber nur, wenn Melanies Metallring höchste Präzision aufweist. Und das tut der Ring aus der Hand der gelernten Zerspanungsmechanikerin.

„Schon als Kind hat mich Technik fasziniert, mit 17 habe ich leidenschaftlich am ersten Auto geschraubt. Für mich kam nur ein technischer Beruf infrage.“

„Schon als Kind hat mich Technik fasziniert, mit 17 habe ich leidenschaftlich am ersten Auto geschraubt. Für mich kam nur ein technischer Beruf infrage.“

Ein Kinderspiel für Melanie

„Ich habe mich schon immer für Maschinen interessiert“, umreißt Melanie ihre Interessen. „Schon als Kind hat mich Technik fasziniert, mit 17 habe ich leidenschaftlich am ersten Auto geschraubt. Für mich kam nur ein technischer Beruf infrage.“ Kfz-Mechatronikerin? Auto-Mechanikerin? Bundeswehr-Instandsetzerin? „Ich habe mich nach der Realschule in mehrere Richtungen beworben – und von ZEISS direkt eine Zusage erhalten. Dass ich während des Bewerbungsgesprächs und vor den Augen meiner Interviewer locker ein Metallpuzzle auseinandernehmen und wieder zusammensetzen konnte, hat offensichtlich beeindruckt. Als das letzte Teil eingerastet war, hatte ich den Job“, erzählt sie schmunzelnd. Das Vergnügen ist ihr anzusehen. „Die Arbeit macht mir Spaß. Menschen, Maschinen, Metall – das ist meine Welt und meine Berufung.“


Hand und Auge, Wissen und Erfahrung des Menschen sind unersetzlich – gerade in der Liga, in der wir hier spielen.

Melanie, Zerspanungsmechanikerin

Die Frau in der Mannschaft

In dieser Welt zählt Teamgeist: „Wenn meine Maschine läuft, dann gehe ich zu einem Kollegen, der Hilfe brauchen kann. Und umgekehrt. Mir gefallen die Präzision und die Abwechslung meiner Arbeit. Meine Ausbildung bei ZEISS begann mit dem Schwerpunkt Drehen, dann kam das Fräsen hinzu. Heute bearbeite ich unterschiedliche Materialien wie Stahl, Alu, Kupfer und Glas. Mal sind es kleinere Losgrößen von nur vier Teilen, das schaffe ich an einem Tag. Manche Aufträge laufen aber auch eine Woche lang.“


Die Arbeit macht mir Spaß. Menschen, Maschinen, Metall – das ist meine Welt und meine Berufung.

Melanie, Zerspanungsmechanikerin

Jeder Auftrag ist ein komplexer Vorgang und beginnt mit einer schriftlichen Arbeitsbeschreibung. Auf dieser Basis holt Melanie Rohteile aus dem Lager, wählt die Werkzeuge aus, programmiert die Steuerung, überwacht die Herstellung und schließt mit der Qualitätssicherung ab. Dabei prüft sie alle wichtigen Kriterien wie Oberflächen, Dimensionen, Beschichtung und Gewinde. Meist wandert das Teil nach der Vermessung zurück in das CNC-Zentrum, um den letzten Feinschliff zu erhalten. Woher kommt so viel Präzision? Melanie überlegt: „Das ist eine Mischung aus Übung, Erfahrung und Know-how. Wir werden dabei unterstützt und geschult. Wenn wir zum Beispiel eine neue Maschine bekommen, fahren wir eine Woche zum Hersteller und lassen uns vor Ort schulen. Anschließend nehmen wir uns noch mal eine Woche Zeit für Schulungen, sobald die Maschine bei uns im Werk steht.“

Wissen ist Macht über Metall

Hightech braucht Highbrains

Was bringt die Zukunft? Wird dann immer noch eine Mann- bzw. Frauschaft an der Maschine gebraucht? „Natürlich“ ist sich Melanie sicher. „Hand und Auge, Wissen und Erfahrung des Menschen sind unersetzlich – gerade in der Liga, in der wir hier spielen.“

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