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Mit Cap und Sneakers in die digitale Welt
In Gedanken war Michael morgens schon bei der ersten Vorlesung seines Informatikstudiums, wenn er das Auto Richtung Hochschule steuerte. Der tägliche Weg führte ihn über die Landstraßen der Ostalb, die Kleinstadt Oberkochen lag auf halber Strecke. Von den Dächern der massiven ZEISS Werke rechts neben ihm leuchteten die blauen Logos. Allerdings war das kein Anblick, der ihn sonderlich beeindruckte. „In so ein traditionelles Unternehmen passe ich nicht“, war er sich sicher. Zu angestaubt. „Ich bin kein Anzugträger.“
Für ihn war die nächste Ausfahrt klar: Auslandssemester in Palo Alto. Silicon Valley. Im Mekka der digitalen Innovation angekommen, fühlte er sich beruflich Zuhause. Hier konnte er die Transformation mitgestalten. Zu einer Zeit, in der Start-ups eine Industrie nach der anderen auf den Kopf stellten – weil sie auf die Kunden und deren Bedürfnisse hörten. Konzentriert darauf, Probleme zu lösen. Genau das wollte Michael auch, das ist seine Stärke: Die Anforderungen der Endnutzer hören, ernst nehmen und umsetzen. Das prägt ihn bis heute.
Wir wollen mit unserer Software den Kunden einen einfacheren, digitalen Umgang mit unseren Produkten und Services ermöglichen – und das 24/7.
Der Digital Customer Companion
Zehn Jahre später steht Michael im Oberkochener ZEISS Werk und erklärt die Digitalisierung der Kundeninteraktion. Seine Cap hat er nach vorn gedreht, an den grellen Sneakers erkennt man ihn schon von Weitem. Er ist immer noch kein Anzugträger, muss er auch nicht sein. Das hätte er vor zehn Jahren nicht geglaubt.
"Ich habe recht schnell gemerkt, dass Leute, die denken wie ich, einem Traditionsunternehmen echt gut tun" sagt er.
Außerdem weiß er heute: Auch in Firmen, die traditionell mit Hardware groß geworden sind, steigt der Stellenwert für Software immer mehr – Megatrend Digitalisierung. „Wir wollen mit unserer Software den Kunden einen einfacheren, digitalen Umgang mit unseren Produkten und Services ermöglichen – und das 24/7“. Und dazu braucht es Leute, die anders denken. Digital und mutig – so wie Michael.
Die Plattform, die er und seine Kollegen entwickeln, nennt sich Digital Customer Companion. Cloudbasiert, modular und intuitiv. Mit dem Ziel, alle Kunden über den gesamten Lebenszyklus eines Produkts oder einer Dienstleistung als guter Kumpan zu begleiten. In der Messtechnik genauso wie in der Mikroskopie. Im Vordergrund stehen die Bedürfnisse der Kunden. Diese Herausforderung reizte Michael, darum kam er zu ZEISS. Denn eine solche Entwicklung erfordert neue Methoden: „Das Unternehmen ist in einem eher technologiegetriebenen, traditionellen Umfeld groß geworden. Mittlerweile verfolgen wir bei ZEISS aber einen sehr schlanken und kundenorientierten Ansatz.“
Nicht lange fackeln – im Sinne des Kunden
Lange Abstimmungsrunden gibt es nicht. Mit seinem Team setzt Michael alles daran, die Bedürfnisse der Kunden so schnell wie möglich umzusetzen. Dabei helfen intensive Interviews und Methoden wie Design Thinking. Er betont: „Wir beginnen sehr zügig mit der Entwicklung und erproben die Ergebnisse direkt im Dialog mit den Kunden.“
Anschließend folgen schnelle Iterationen, solange bis ein Mindestmaß an Anforderungen umgesetzt ist. Das Minimum Valuable Product. So hat sich das digitale Innovationslabor zunächst mit kleinen Projekten einen Namen gemacht. Mittlerweile ist daraus eine eigene Einheit bei ZEISS entstanden – die Digital Innovation Partners – die alle Geschäftsbereiche bei der Digitalisierung unterstützen. Michael rückblickend: „Wir haben nicht lange erklärt, was wir tun, sondern einfach gemacht und die Ergebnisse präsentiert.“ Das schaffte Vertrauen in das agile Team.
Digitalisierung und Tradition
Dabei ist aber auch Fingerspitzengefühl gefragt. Denn die richtige Balance zwischen dem Ausreizen neuer Möglichkeiten und dem respektvollen Umgang mit Traditionen zu finden ist nicht immer einfach.
Doch das fällt Michael nicht schwer. Er ist zwar angetreten, um ZEISS digital auf ein neues Level zu heben. Den respektvollen Umgang mit Traditionen bringt er aber von Haus aus mit. Vor ein paar Jahren kaufte er sich zum Beispiel einen 30 Jahre alten 2er Golf. „Als Antimaterie zu meinem digitalen Leben sozusagen“, sagt er. Mit dem ist Michael wieder auf den Landstraßen der Region unterwegs. Mittlerweile fährt er in Oberkochen aber gern ab. Die blauen ZEISS Logos auf den Werkdächern fest im Blick.