Ich konnte die Höhen und Tiefen des Sports erleben. Dabei habe ich erfahren, wie wichtig ein funktionierendes Team ist.

Dr. Karl Lamprecht

Den Erfolg für die Zukunft sichern

Am 1. April übernimmt Dr. Karl Lamprecht den Vorstandsvorsitz von Dr. Michael Kaschke. Ein Interview über seine neue Rolle.

Wie fühlen Sie sich als neuer CEO?
Dr. Lamprecht:
Sehr gut, ich freue mich auf die neue Aufgabe. Die ZEISS Kollegen sind zu Recht sehr stolz auf unser Unternehmen. Und so stolz bin auch ich, künftig CEO von ZEISS zu sein.

Was wird sich bei Ihnen nun ändern? Was sagt Ihre Familie dazu, dass Sie jetzt Vorstandsvorsitzender sind?
Dr. Lamprecht:
Für mich ist sicherlich die größte Veränderung, dass ich jetzt noch mehr Verantwortung für Gesamt ZEISS trage und mit noch viel mehr Zeissianern zu verschiedensten Themen Kontakt haben und mich austauschen werde. Das mache ich wirklich sehr gerne.
Für meine Familie ist die Veränderung tatsächlich nicht sonderlich groß, da ich ja nach wie vor am Wochenende und im Urlaub viel Zeit mit ihr verbringen werde. In meinem Umfeld haben viele erst durch die Medien­berichte mitbekommen, was ich eigentlich bei ZEISS mache. Wie das eben so ist in einem Dorf in Tirol, dort dreht sich die Welt wie vorher weiter. Es erdet einen.

Wie haben Sie sich in den letzten Wochen vorbereitet?
Dr. Lamprecht:
Insights, also Einblicke! Die letzten Wochen habe ich vor allem intensiv dafür genutzt, die verschiedenen ZEISS Märkte, viele Kunden und sehr viele Zeissianer aus unterschiedlichen Bereichen im Gespräch noch besser kennenzulernen. Auf dieser Insights-Tour war ich insgesamt bei über 30 ZEISS Teams an elf ZEISS Standorten in den USA, China und Europa, sowie bei 30 Kunden. Das war alles sehr eindrucksvoll. Und natürlich gibt es zahlreiche Aufgaben und Rollen für einen Vorstandsvorsitzenden, auf die ich mich in der Zeit intensiv und im engen Austausch mit Michael Kaschke vorbereitet habe.

Das klingt gut, haben Sie vor, etwas grundlegend anders machen?
Dr. Lamprecht:
ZEISS ist sehr gut aufgestellt, wir haben gerade das zehnte Rekordjahr in Folge hinter uns, allein das spricht dafür, dass die grundsätzliche Ausrichtung stimmt und es schlichtweg nicht sinnvoll wäre, jetzt die Dinge auf den Kopf zu stellen. Aber es gibt sicherlich auch Aspekte, wo wir uns verbessern können, um den Erfolg auch in die Zukunft fortzuschreiben. Zum Beispiel die Art und Weise, mit welcher Konsequenz wir umsetzen, was wir uns vorgenommen haben. Das und weitere Aspekte bereiten wir für die anstehende nächste ZEISS Agenda 2025 vor.
 

Dr. Karl Lamprecht beim Besuch des IQR Demo-Centers in Oberkochen
Dr. Karl Lamprecht beim Besuch des IQR Demo-Centers in Oberkochen
Im Gespräch mit der ZOOM Redaktion
Im Gespräch mit der ZOOM Redaktion
Besuch in der Produktion Dr. Karl Lamprecht im Gespräch mit Alexander Pitschinetz
Besuch in der Produktion Dr. Karl Lamprecht im Gespräch mit Alexander Pitschinetz
Reger Austausch zwischen Anna Lena Eberle und Dr. Karl Lamprecht über das ZEISS MultiSEM
Reger Austausch zwischen Anna Lena Eberle und Dr. Karl Lamprecht über das ZEISS MultiSEM

Wann kommt dann die nächste ZEISS Agenda?
Dr. Lamprecht:
Zunächst einmal: Die ZEISS Agenda 2020 ist in diesem Jahr weiterhin gültig. Da gibt es auch noch was zu tun und wir können auch noch genügend Früchte ernten. Und dann gilt es, unbedingt die Maßnahmen zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit umzusetzen und die Entwicklung hierfür sowie womöglich weitere Verschärfungen im Blick zu behalten. Die Kommunikation der nächsten ZEISS Agenda 2025 planen wir für Herbst 2020.

In einem Satz bitte: Welches Ziel haben Sie sich für Ihre Zeit als Vorstandsvorsitzender gesetzt?
Dr. Lamprecht:
Zusammen mit den Vorstandskollegen und dem gesamten Team ZEISS verantwortungsvoll in eine weiterhin erfolgreiche Zukunft zu führen.

Lassen Sie uns mit einer privaten Frage weiter machen. Wie verbringen Sie Ihre Wochenenden?
Dr. Lamprecht:
Naja, das ist ganz einfach. Die Wochenenden verbringe ich meist bei meiner Familie in Tirol. Fast immer gehen wir in die Berge wandern oder im Winter natürlich Ski fahren. Im Sommer bin ich auch oft Kiten. Berge und Wasser aktiv zu erleben, das ist für mich ein wunderbarer Kontrast zur intensiven Arbeit. Dadurch bekomme ich in gewisser Weise Abstand und kann Kraft tanken. Es hilft mir persönlich zur Reflektion und verhilft mir oft auch zu Ideen. Diese Work-Life-Balance ist für mich auch wichtig, um mit voller Energie meine Aufgaben bei ZEISS erfüllen zu können.

Sie sind sozusagen in den Bergen aufgewachsen. Was hat Sie noch in Ihrer Jugend geprägt?
Dr. Lamprecht:
Wissen Sie, ich bin eigentlich auf dem Flughafen in Innsbruck aufgewachsen. Mein Vater war dort Flugzeugmechaniker und ich konnte von ihm lernen, was er und wie er seine Arbeit macht. Da entstand meine hohe Technikaffinität, die mich bis heute antreibt. In meiner Freizeit habe ich aber auch sehr gerne Volleyball sogar in der Nationalliga gespielt und konnte so die Höhen und Tiefen des Sports erleben. Dabei habe ich erfahren, wie wichtig ein funktionierendes Team ist. Man braucht hohes Engagement, den Ehrgeiz gemeinsam gewinnen zu wollen, also einen guten Teamspirit, sowie ein hohes Maß an Struktur gepaart mit guter Führung und einer guten Taktik. Aus meinen Erfahrungen im Sport nehme ich tatsächlich immer gerne viele Erkenntnisse und Analogien fürs Management.

Letzte Frage, was war Ihr einprägsamster Moment in den letzten 15 Jahren bei ZEISS?
Dr. Lamprecht:
Meinen persönlichen ZEISS Moment habe ich bereits an meinem ersten Arbeitstag erlebt: als ich meinen ZEISS Ausweis erhalten habe und nach vielen Jahren als Berater und Investor dann wirklich ein Mitglied eines Industrieunternehmens wurde – sozusagen Teil der Familie.

Ich schätze aber auch sehr die kleinen Momente, jeden Tag. Oft sind es Begegnungen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Auch in den letzten Wochen habe ich viele Zeissianer kennen gelernt, die nicht zufällig bei uns im Unternehmen sind, sondern genau hier am richtigen Platz sind und sich 100 Prozent verpflichtet fühlen. So wie ich mich auch.
 

Dr. Karl Lamprecht (55)
ist verheiratet und hat eine Tochter. Er war nach seiner Promotion in Physik am Institut für Experimentalphysik der Universität Innsbruck und einem Master of Business Administration (MBA) an der University of Chicago (USA) von 1995 bis 2005 Unternehmens­berater bei McKinsey & Company, Inc. und Technologie­investor bei AdAstra Venture Consult GmbH.

Er trat 2005 ins Unternehmen ein, war zunächst Leiter der strategischen Geschäftsentwicklung der SMT, bevor er 2015 als Leiter der damaligen SBU Laser Optics zum Mitglied im Leitungsteam der Sparte SMT wurde. 2017 übernahm er die Gesamtverant­wortung für die Semiconductor Manufacturing Technology und wurde 2018 in dieser Funktion zum Mitglied des Vorstands der Carl Zeiss AG berufen.