Sehen verstehen

Sehprobleme und Sehschwächen erkennen

Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Astigmatismus & Co.: Welche Fehlsichtigkeiten gibt es, was hilft?

29. November 2021
  • Sehprobleme und Sehschwächen erkennen

Ob kurzsichtig, weitsichtig oder alterssichtig: Verschlechterungen der Augen, Sehprobleme und Fehlsichtigkeiten können sich auf vielfältige Weise ausprägen. Betroffene spüren meist nur schleichend, manchmal aber auch sehr plötzlich: Die Sehkraft lässt nach, die visuelle Wahrnehmung strengt immer mehr an. Bei Kurzsichtigkeit fällt das Sehen in die Ferne schwer, bei Weitsichtigkeit im Nahbereich. Auch digitales Sehen und der Blick auf Smartphone, Laptop und Co. beeinflussen unsere Sicht, verändern unsere Sehgewohnheiten. So beklagen immer mehr Menschen digitalen Sehstress oder Sehprobleme beim Autofahren. BESSER SEHEN erklärt: Welche Sehprobleme und Sehschwächen gibt es, wo liegen die Ursachen – und was verhilft wieder zu optimaler Sicht?

Es gibt eine Vielzahl von Sehproblemen und Fehlsichtigkeiten. Die meisten davon sind weitgehend harmlos und lassen sich mit der richtigen Brille korrigieren: Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Alterssichtigkeit und Hornhautverkrümmung (auch Stabsichtigkeit oder Astigmatismus genannt) zählen beispielsweise dazu. Um diese normalen Sehdiagnosen geht es in diesem Artikel. Aber es gibt auch spezifische Befunde, die unter Umständen nur mit Hilfe einer Operation gelöst werden können. Alles über die häufigsten Augenkrankheiten erfahren Sie hier…

So funktioniert das gesunde Auge

Zum besseren Verständnis von Kurz- und Weitsichtigkeit zunächst eine Erklärung zur Funktionsweise unseres Sehens: Damit wir Dinge scharf wahrnehmen, müssen sie genau auf der Netzhaut abgebildet werden – nicht davor, nicht dahinter. An diesem Sehprozess beteiligt sind verschiedene Faktoren, unter anderem die Länge des Augapfels und die Krümmung von Augenlinse und Hornhaut. Funktioniert das Zusammenspiel dieser Elemente nicht mehr optimal, kommt es zu Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit.

Kurzsichtigkeit (Myopie)

Wie macht sich Kurzsichtigkeit bemerkbar?
Wer kurzsichtig ist, sieht entfernte Objekte verschwommen. Gegenstände in der Nähe können hingegen scharf wahrgenommen werden.

Welche Ursachen hat Kurzsichtigkeit?
Für Kurzsichtigkeit gibt es verschiedene Ursachen. Die häufigste: ein zu langer Augapfel (Achsenmyopie). Dadurch wird einfallendes Licht nicht direkt auf, sondern bereits vor der Netzhaut gebündelt. Die Folge: Der betrachtete Bereich erscheint unscharf. Seltener hingegen ist die Brechungsmyopie. Bei dieser Form der Kurzsichtigkeit ist der Augapfel zwar normal lang. Hornhaut oder Linse sind aber übermäßig stark gekrümmt, weshalb auch hier das Bild nicht auf, sondern vor der Netzhaut entsteht – und somit unscharf wahrgenommen wird. Übrigens: Die Bezeichnung „Myopie“ leitet sich vom griechischen „Myops“ ab, was übersetzt „Blinzelgesicht“ bedeutet. Viele Kurzsichtige ohne Sehhilfe kneifen beim Blick in die Ferne nämlich die Augen zusammen, um Entferntes vorübergehend scharf zu sehen – daher der Ausdruck.

Was hilft bei Kurzsichtigkeit?
Bei Kurzsichtigkeit helfen in der Regel eine optimal angepasste Fernbrille oder Kontaktlinsen, um auch auf Distanz wieder scharf zu sehen. Ihr Augenoptiker kann anhand eines Sehtests schnell herausfinden, ob Sie kurzsichtig sind, und entsprechende Sehhilfen anbieten. Auch mit refraktiver Laserchirurgie ist es möglich, Myopie, Hyperopie und Astigmatismus zu korrigieren.

Weitsichtigkeit (Übersichtigkeit, Hyperopie oder Hypermetropie)

Wie macht sich Weitsichtigkeit bemerkbar?
Die Sicht im Nahbereich wird als anstrengend empfunden. Weitsichtige nehmen Gegenstände in der Nähe meist verschwommen wahr. Nach langem Lesen, beim Heimwerken oder Bildschirmarbeiten ohne Sehhilfe treten häufig Kopfschmerzen auf. Wer weitsichtig ist, kann zwar in der Ferne scharf sehen, die Umstellung von Nah- auf Weitsicht dauert aber oft eine gewisse Zeit.

Welche Ursachen hat Weitsichtigkeit?
Die häufigste – und fast immer angeborene – Ursache für Weitsichtigkeit ist ein zu kurzer Augapfel (Achsenhyperopie). Dadurch bildet das entspannte weitsichtige Auge Objekte in der Nähe nicht auf, sondern erst hinter der Netzhaut ab, weshalb diese unscharf erscheinen. Deutlich seltener ist die Brechungshyperopie: Hier weist das Auge zwar eine normale Länge auf, Hornhaut oder Linse sind aber nicht ausreichend gekrümmt, um in der Nähe scharfe Sicht zu ermöglichen. Der gleiche Effekt entsteht, wenn eine Augenlinse fehlt. Dies kann angeboren, aber auch Folge eines Unfalls oder einer Erkrankung sein.

Was hilft bei Weitsichtigkeit?
Weitsichtigkeit lässt sich in der Regel mit Einstärkengläsern, einer Lesebrille oder optimal angepassten Kontaktlinsen korrigieren, um auch im Nahbereich wieder scharf zu sehen. Ihr Augenoptiker kann anhand eines Sehtests schnell herausfinden, ob Sie weitsichtig sind, und entsprechende Sehhilfen anbieten.

Alterssichtigkeit

Alterssichtigkeit

Wie macht sich Alterssichtigkeit bemerkbar?
Kleingedrucktes lässt sich plötzlich nur schwer entziffern, Texte müssen weiter weggehalten werden, um sie scharf sehen zu können. Das Lesen bei schlechter Beleuchtung strengt übermäßig an, Symbole und Text auf dem Smartphone-Display wirken verschwommen, der Wechsel zwischen Fern- und Nahsicht fällt immer schwerer. Die Symptome der Alterssichtigkeit gleichen zwar denen der Weitsichtigkeit. Die Alterssichtigkeit trifft allerdings jeden Menschen ab dem 40. Lebensjahr, da auch die Augenmuskeln älter werden. Bei manchen äußert sich dies früher, bei anderen später. Weitsichtigkeit und Kurzsichtigkeit sind hingegen fast immer genetisch bedingt.

Welche Ursachen hat Alterssichtigkeit?
Alterssichtigkeit entsteht durch natürliche Veränderungen im Auge, meist ab dem 40. Lebensjahr: Die Linse verliert ihre Elastizität, kann sich deshalb nicht mehr richtig auf unterschiedliche Entfernungen scharf stellen, wodurch vor allem das Lesen im Nahbereich immer schwerer fällt.

Was hilft bei Alterssichtigkeit?
Menschen mit Alterssichtigkeit – ohne zusätzliche Sehprobleme wie Kurz- oder Weitsichtigkeit – verhilft in der Regel eine Einstärkenbrille für die Nähe oder die Ferne zu optimalem Sehen. Für kurzsichtige oder weitsichtige Brillenträger mit Alterssichtigkeit hingegen ist eine Gleitsichtbrille meist die beste Lösung: Sie verfügt über unterschiedlich stark korrigierende Bereiche im Brillenglas, ermöglicht so gestochen scharfe Sicht auf jede Distanz, von nah bis fern. Auch multifokale Kontaktlinsen bzw. Gleitsichtkontaktlinsen kommen zur Korrektur einer Alterssichtigkeit in Frage. Ihr Augenoptiker kann anhand eines Sehtests ermitteln, ob Sie alterssichtig sind, und entsprechende Sehhilfen anbieten.

Hornhautverkrümmung

Wie macht sich eine Hornhautverkrümmung bemerkbar?
Gegenstände im Nah- und Fernbereich werden verzerrt und unscharf wahrgenommen, Details gehen verloren, punktförmige Lichtquellen erscheinen als Strich oder Stab – daher auch der Name Stabsichtigkeit. Vielen Betroffenen fällt es zudem schwer, Entfernungen korrekt einzuschätzen.

Welche Ursachen hat eine Hornhautverkrümmung?
Ein Astigmatismus infolge einer Hornhautverkrümmung ist meist angeboren. Bei Betroffenen krümmt sich die Hornhaut in verschiedene Richtungen unterschiedlich stark, wodurch der „einheitliche“, unverzerrte Seheindruck verloren geht. In den meisten Fällen tritt dieser Astigmatismus gleichzeitig mit Kurz- oder Weitsichtigkeit auf.

Was hilft bei einer Hornhautverkrümmung?
Eine Hornhautverkrümmung lässt sich mit einer Brille, Kontaktlinsen oder einer Operation korrigieren. Bei einer Hornhautverkrümmung werden die ausgewählten Brillengläser mit einem sogenannten Zylinder versehen. Ob Ihre Brillengläser über einen solchen Zylinder verfügen, können Sie an Ihren Brillenglaswerten ablesen: Zylinder sind dort mit der Abkürzung „cyl“ gekennzeichnet. Ein Zylinder gleicht das verzerrte Sehbild aus und ermöglicht so wieder einen normalen Seheindruck. Abhängig von der Ausprägung des Astigmatismus kommen auch weiche oder formstabile Kontaktlinsen in Frage – sogenannte torische Kontaktlinsen. Diese verfügen ebenfalls über einen eingearbeiteten Zylinder, gleichen so die gekrümmte Oberfläche aus. Sie werden auch als astigmatische oder zylindrische Kontaktlinsen bezeichnet. Hier gilt ebenfalls: Ihr Augenoptiker verfügt über das nötige Fachwissen und Equipment, um Ihnen die ideale Sehhilfe anzubieten. Ist die Korrektur mit Brille oder Kontaktlinsen nicht möglich, kann ein Astigmatismus auch mit einer Operation behoben werden. Je nach Diagnose empfiehlt Ihr Augenarzt die für Sie beste Operationsmethode.

Digitaler Sehstress

Digitaler Sehstress

Wie macht sich digitaler Sehstress bemerkbar?
Digitaler Sehstress, auch als „Computer Vision Syndrome“ bekannt, macht sich insbesondere ab dem 30. Lebensjahr durch Kopf- und Nackenschmerzen sowie brennende oder übermüdete Augen während oder nach der Benutzung digitaler Endgeräte bemerkbar.

Welche Ursachen hat digitaler Sehstress?
Die Nutzung digitaler Technik (wie zum Beispiel Smartphones, E-Reader oder Tablet-PCs) verlangt unseren Augen Höchstleistungen ab. Der Leseabstand ist kürzer als zum Beispiel beim Lesen eines Buches. Gleichzeitig wechselt der Blick immer öfter in Sekundenbruchteilen von der Ferne in die Nähe: auf die kleinen Displays der Geräte – mitunter winzige Schriften, dicht gedrängte, pixelgroße Informationen – und wieder zurück. Eine Extrembelastung für den Ziliarmuskel und die Linse im Auge, die das Bild dabei immer wieder auf verschiedene Entfernungen scharf stellen müssen.

Was hilft bei digitalem Sehstress?
Bei digitalem Sehstress kann eine Fernbrille mit spezieller Sehunterstützung in der Nähe helfen, wie zum Beispiel ZEISS Digital Brillengläser. Auch unsere ZEISS Precision Gleitsichtgläser enthalten diese Technologie serienmäßig. Beide Brillenglasvarianten sind exakt abgestimmt auf die Nutzung digitaler Endgeräte wie etwa E-Reader oder Smartphone: Der dabei typische Blickverlauf und verkürzte Leseabstand werden durch spezielle Optimierung der Brillengläser im Nahsichtbereich berücksichtigt. So unterstützen sie die Arbeit des Ziliarmuskels und erleichtern ihrem Träger das Scharfstellen in Nähe und Ferne.

Sehprobleme beim Autofahren

Sehprobleme beim Autofahren

Wie macht sich Sehstress beim Autofahren bemerkbar?
Sehen beim Autofahren wird als übermäßig anstrengend empfunden. Fahrten bei Nacht, widrigen Lichtverhältnissen oder schlechtem Wetter ermüden das Auge überdurchschnittlich, ebenso Reflexionen, zum Beispiel von nasser Fahrbahn oder dem Scheinwerferlicht entgegenkommender Fahrzeuge. Ein unsicheres Gefühl beim Autofahren und überanstrengte Augen nach langer Fahrt können die Folge sein.

Der Blick wechselt häufig, etwa zwischen Straße, Navigationsgerät, Spiegeln und Armaturenbrett. Oft erschweren zudem das Wetter oder widrige Lichtverhältnisse die Sicht. Hinzu kommen Blendungsirritationen, etwa durch Scheinwerferlicht entgegenkommender Autos, Laternen oder Spiegelungen auf nasser Straße. Ist die Brille dann nicht optimal an die Augen des Trägers angepasst, entsteht zusätzlicher Sehstress. Ein Effekt, der durch Flüssigkeitsmangel, falsch eingestellte Autositze und Reizung der Augen durch Klimaanlage oder Heizungsgebläse noch verstärkt wird.

Was hilft gegen Sehstress beim Autofahren?
Spezielle Brillengläser fürs Autofahren können den im Straßenverkehr typischen Sehstress auf ein Minimum reduzieren, z. B. ZEISS DriveSafe Brillengläser, erhältlich als Einstärken- und Gleitsichtbrille. Sie helfen, Entfernungen und Situationen schneller einzuschätzen, verbessern die Nachtsicht, reduzieren Irritationen durch Lichtreflexe und sorgen für entspanntere Blickwechsel.

Haben Sie den Durchblick?

Ihr persönlicher Schnell-Sehcheck:
  • Symptom: Sie sehen Gegenstände und Texte nur dann scharf, wenn Sie sie nah vor die Augen halten?
    Ursache: Es liegt vermutlich eine Kurzsichtigkeit vor.

  • Symptom: Sie sehen im Büro zwar Ihren Kollegen gegenüber scharf, die Buchstaben auf dem Monitor sind aber kaum zu erkennen?
    Ursache: Hier liegt womöglich eine Weitsichtigkeit vor.

  • Symptom: Punktförmige Lichtquellen erscheinen nicht rund, sondern länglich? Gegenstände wirken verzerrt? Straßenlaternen haben keinen klar umrissenen Lichthof, er scheint ausgefranst und in die Länge gezogen.
    Ursache: Es könnte eine Hornhautverkrümmung vorliegen.

  • Symptom: Es fällt Ihnen plötzlich schwer, den Blick von der Nähe in die Ferne zu wechseln – und umgekehrt?
    Ursache: Es könnte sich um eine Alterssichtigkeit (Presbyopie) handeln.

  • Symptom: Sehen in der Nähe strengt Sie an, Text wirkt verschwommen? Um scharf zu sehen, müssen Sie Dinge weiter weghalten, z. B. Bücher oder das Smartphone?
    Ursache: Alterssichtigkeit (Presbyopie).

  • Symptom: Sie nutzen Ihr Smartphone häufig? Abends brennen Ihre Augen, oft haben Sie auch Kopf- und Nackenschmerzen?
    Ursache: vermutlich digitaler Sehstress durch Überbeanspruchung des Ziliarmuskels.

  • Symptom: Sie können Straßenschilder nicht mehr scharf erkennen, fühlen sich von Blendungen beim Autofahren irritiert?
    Ursache: Hier könnte es sich um Symptome einer Kurzsichtigkeit handeln, auch eine Alterssichtigkeit in Kombination mit Sehstress beim Autofahren kommt in Frage.

  • Symptom: Autofahren strengt Sie mehr an als sonst, insbesondere nachts? Sie haben das Gefühl, nicht mehr richtig klar zu sehen?
    Ursache: Sehr wahrscheinlich handelt es sich um Sehstress beim Autofahren. Dieser kann verschiedene Fehlsichtigkeiten zur Ursache haben, etwa Kurz-, Weit- und Alterssichtigkeit. Auch eine Hornhautverkrümmung trägt zum mangelhaften Seheindruck bei.

Grundsätzlich gilt: Das Auge ist ein komplexes Organ, Sehprobleme sollten stets im Einzelfall überprüft werden. Ihr Augenoptiker oder Augenarzt kann anhand entsprechender Tests schnell die richtige Diagnose stellen und die für Sie optimale Sehhilfe empfehlen. Für beste Sicht regelmäßig zum Sehtest gehen. Experten empfehlen: ca. alle zwei Jahre.


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