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Funktionieren Gleitsichtbrillen für Jäger?

Tipps, was Brillen für die Jagd leisten müssen

16. Oktober 2017
  • Funktionieren Gleitsichtbrillen für Jäger?

Häufig hören wir: Gleitsichtbrille und Jagd? Ein Albtraum. Das funktioniert nicht gemeinsam. Wir haben Ihnen einige Tipps zusammengetragen, wie es dennoch klappen kann und auf was Sie achten sollten, damit Sie Ihre Lieblingsbrille für die Jagd finden.

Bestes Sehen bei der Jagd ist nicht weniger wichtig als im Alltag, um nicht nur den vollen Naturgenuss und Jagderfolg, sondern auch die nötigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen zu haben. Ab einem bestimmten Alter trifft es uns leider fast alle: Die Akkommodation, die schnelle Anpassungsfähigkeit der Augen auf Nähe und Ferne, lässt nach. So sind auch viele Jäger betroffen und benötigen eine Sehunterstützung für Nähe und Ferne. Doch welche Brille ist nun die beste bei der Jagd? Mit einer klassischen Gleitsichtbrille fühlen sich viele gerade beim Schießen nicht richtig versorgt und greifen lieber zur Einstärkenbrille bzw. zu Kontaktlinsen oder lassen die Brille ganz weg. Viele Jäger nutzen den Dioptrien-Ausgleich von -3,5 bis +3 Dioptrien, den die meisten Zielfernrohre haben.

Was ist das Problem mit der Gleitsichtbrille beim Schießen?

Generell muss man unterscheiden, ob man jagdlich schießt – mit Gewehr und Zielfernrohr – oder Sportschütze ist, der durch Kimme und Korn gut sehen muss. Für Sportschützen sind Gleitsichtbrillen generell nicht zu empfehlen. Eine Einstärkenbrille, die exakt auf die Sehabstände und das Zielauge beim Schießen individuell optimiert ist, ist hier erste Wahl. Deshalb nehmen manche Schützen ihren Optiker für die Messung sogar mit zum Schießstand. Auch Schießbrillen mit sogenannter Irisblende werden verwendet. Man schaut dabei durch ein kleines Loch, so dass Kimme und Korn scharf sind, aber auch gleichzeitig die Tiefenschärfe zum Blick auf die Scheibe verbessert wird. Das Nicht-Zielauge wird mit einer milchigen/grauen Folie zum Teil abgeklebt…

Anders ist das Sehverhalten beim Gewehrschießen bei der Nutzung einer Zieloptik. Der Blick durch das Zielfernrohr muss optimal sein. Da Jäger, anders als Sportschützen, auf der Pirsch auch in der Nähe sehen können sollten – Besteigen des Hochsitzes, sicheres Bewegen im Gestrüpp bzw. Unterholz und Lesen auf dem Hochsitz oder Ähnliches –, kann man mit einer Einstärkenbrille nicht optimal versorgt sein. Ablenkende, gar geräuschvolle Brillenwechsel oder Sehkompromisse können die Folgen sein.

Deshalb schwören viele Jäger auf die Gleitsichtbrille auch bei der Jagd. Damit diese ihren Job optimal erfüllt, sollte der Optiker das Gleitsichtdesign so wählen, dass der Fernsichtbereich für das Schießen mit dem Zielfernrohr individuell passt. Dabei ist nicht nur die optimale Versorgung des einzelnen Auges wichtig, sondern gerade die Versorgung beim Sehen mit beiden Augen gleichzeitig, das binokulare Sehen. Wird das Zusammenspiel der Augen mit der neuen Gleitsichtbrille nicht perfekt gemessen, wird das Sehen nicht optimal sein. Beispielsweise können Überkorrekturen des nicht zielführenden Auges die Folge sein.

Unser Tipp: Achten Sie bei der Refraktion Ihrer neuen Brille darauf, dass Ihre Brillengläser auf das Sehen mit beiden Augen optimiert und die Sehbereiche so gewählt werden, dass sie im Alltag und auch für die Jagd eine optimale Sehlösung bieten. Ein stabiler, großer Fernbereich ist hierfür entscheidend.

Welches Brillengestell ist das richtige für die Jagd?

Schmale Brillenfassungen sind schön und modisch. Wählen Sie allerdings für die Jagdbrille eine größere Brillenfassung. Dies erleichtert Ihnen den Blick durch das Zielfernrohr – auch dann, wenn es mal schneller gehen muss. Kein Rahmen sollte Ihr Blickfeld stören, gerade am oberen Brillenrand. Achten Sie dabei aber auch darauf, dass die Fassung gut zusammen mit Ihrer jagdlichen Kopfbedeckung funktioniert und perfekt sitzt! Unangenehmes Drücken oder gar ein Verrutschen der Brille ist nicht nur nervig, sondern auch gefährlich. Auch Sportbrillenbänder können eine gute Hilfe sein.

Das Material des Brillengestells sollte robust und möglichst bruchsicher sein. Das gilt auch für Ihre Brillengläser – wählen Sie unbedingt bruchsichere Kunststoffbrillengläser, damit Ihnen ein eventueller Rückschlag des Gewehrs oder Äste im Unterholz nichts anhaben können.

Welche Brillenglasveredelung können Sie wählen?

Wichtig ist eine Top-Entspiegelung, damit Sie keine störenden Reflexe im Brillenglas haben. Sind Sie in der Dämmerung unterwegs, sind sehr klare Brillengläser von Vorteil, da sie die Umgebung glasklar wiedergeben.

Ihre Kunststoffbrillengläser sollten über eine bestmögliche Hartschicht verfügen. Diese macht Ihre Brille im Wald und auf dem Hochsitz widerstandfähiger und langlebiger.

Viel wird in Jäger- und Schützenkreisen über Brillenglastönungen diskutiert. Häufig werden Farben wie

  • Gelb (bei schlechten Lichtverhältnissen oder mattem Licht/Bewölkung),
  • Zinnoberrot (zur besseren räumlichen Tiefenwahrnehmung),
  • Orange (bei Dämmerung, der Jagd im Gestrüpp oder Busch),
  • Bronze bzw. Gold (für besseres Kontrastsehen) oder
  • Purpur (zur Dämpfung grüner Hintergründe)

präferiert. Generell kann man sagen, dass die Wirkung von Farbtönungen sehr individuell empfunden wird. Es gibt keine Regeln, die Farbe muss für Sie angenehm und sinnvoll sein.

Unser Tipp: Probieren Sie daher Farbvarianten immer selbst aus! Entscheiden Sie sich dabei für die hellstmögliche Tönung, die Sie ohne zu blinzeln als angenehm empfinden.

Zusammenspiel Brille – Zielfernrohr – Fernglas

Drei Präzisionsoptiken treffen bei der Jagd aufeinander: Brille, Zielfernrohr und Fernglas. Alle drei sollten aufeinander abgestimmt sein. Die Nutzung des Zielfernrohrs und Fernglases sollte auch mit Brille angenehm sein. Die Brillengläser sollten nicht anliegen, und der Augenabstand muss groß genug sein. Nicht nur um scharf zu sehen, sondern auch um beim Zielfernrohr den Rückschlag auf das Brillenglas zu vermeiden.

Unser Tipp: Einige ZEISS Optiker beraten Sie auch zu Zielfernrohren, Ferngläsern und Spektiven.

Der wichtigste Tipp:

Suchen Sie sich den Optiker Ihres Vertrauens, und besprechen Sie mit ihm sehr genau, was Ihre Sehbedürfnisse bei der Jagd sind, wo Ihre Sehprobleme genau liegen und wie Ihr Sehverhalten bzw. Sehabstände sind. Je mehr er weiß, desto besser kann er Ihre Brille für die jagdliche Tätigkeit optimieren. Im Idealfall hat er bereits Erfahrung mit Brillen fürs jagdliche Schießen.


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