Pech mit viel Fingerspitzengefühl

2003 hat Sandra ihre Ausbildung zur Feinoptikerin bei ZEISS in Jena begonnen. Dabei hat die 31-jährige ihren Traumberuf nur durch Zufall gefunden. Heute arbeitet sie im Bereich Pechpolieren. Das ist ein besonderes Verfahren, bei dem viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung gefragt sind.

Sandra, warum hast Du Dich für den Beruf Feinoptikerin entschieden?

Eigentlich wollte ich Bankkauffrau werden, aber Abiturienten waren damals bevorzugt. Dann habe ich überlegt, was ich noch machen könnte. Ich komme aus Roßleben im Kyffhäuserkreis und die Berufsberatung hatte mir nur wenige Möglichkeiten aufgezeigt, die mir zugesagt haben. Da meine Mama früher auch eine Ausbildung bei ZEISS zur Feinoptikerin gemacht hat, habe ich mich dann einfach in Jena beworben – ohne groß zu wissen, was mich erwartet.

Und, wie ist es gelaufen?

Mir hat die Arbeit mit den Händen gleich gefallen. Zu friemeln und zu basteln, das war genau mein Ding – für mich quasi ein versteckter Traumberuf.

Wie ging es nach der Ausbildung weiter?

Ich habe die Ausbildung nach dreieinhalb Jahren abgeschlossen und zunächst in der Optikfertigung an CNC-Maschinen gearbeitet. Die bestückt man mit mehreren Linsen, die dann gleichzeitig poliert werden. Irgendwann wollte ich mich weiterentwickeln. Von einem Kollegen habe ich vor etwa acht Jahren gehört, dass im Bereich Pechpolieren jemand gesucht wurde. Ich habe rund ein Jahr gebraucht, um mir diese spezielle Tätigkeit anzueignen. Man benötigt viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Eine Kollegin hat mir alles gezeigt und immer wieder erklärt, wie es funktioniert. Das war zwar gar nicht so einfach, hat mir aber richtig viel Spaß gemacht.

Warum heißt es denn Pechpolieren?

Wir lackieren zunächst unsere Linsen mit rotem Lack, damit die vorpolierten Flächen beim weiteren Prozess keine Kratzer bekommen. Dann überprüfe ich die Oberfläche am Messgerät: Dort werden mir die Unebenheiten anzeigt. Daraufhin bereite ich die Schale der Poliermaschine vor: Das ist eine Aluschale, auf die Pech heiß aufgegossen wird. Ist es fest, ritze ich mit einer Art Rasierklinge ein Muster in die Pechhaut. Dann lege ich die Linse vorsichtig darauf, spanne alles ein und stelle die Maschine an. Mit einem Pinsel trage ich dann vorsichtig das Poliermittel auf die Pechschale auf, das sich in den Ritzen verteilt und so die Unebenheiten der Linsenfläche abträgt. Dafür stelle ich unterschiedliche Bewegungen und Geschwindigkeiten ein – manchmal poliere ich aber auch mit der Hand.

Wie lange brauchst Du für eine Linse?

Das ist ganz unterschiedlich und hängt auch davon ab, ob sie aus Glas oder Quarz besteht. Jede Linse hat ihre Eigenheiten – sie verändern sich beispielsweise bei bestimmten Temperaturen. Für eine Linsenfläche brauche ich zwischen einer und vier Stunden. Manchmal ist es ganz einfach und geht schnell und manchmal wird es richtig schwierig und ich muss immer wieder polieren und messen.

Klingt sehr aufwändig.

Ist es auch. Die Linsen, die wir polieren, müssen ganz spezielle Anforderungen erfüllen, da sie in der Halbleiterfertigung eingesetzt werden. Jede Linse ist immer eine neue Herausforderung und es wird nie langweilig. Genau das mag ich so.

In der Optikfertigung arbeitest Du sicherlich im Schichtsystem?

Ja, anfangs habe ich in Dreifachschichten gearbeitet, was ich wirklich gerne gemacht habe. Vor fünf Jahren bin ich Mutter geworden und seitdem nur in der Normalschicht eingesetzt. So kann ich Beruf und Familie gut miteinander verbinden, was für mir auch sehr wichtig ist.

Vielen Dank für das Gespräch, Sandra.

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