Gesundheit + Vorsorge

Hilfe, braucht mein Kind eine Brille?

Warum regelmäßige Sehtests für Babys und Kinder so wichtig sind.

16. Oktober 2019
  • Hilfe, braucht mein Kind eine Brille?

Ebenso wie wir Erwachsene nehmen auch Kinder 80% ihrer Eindrücke über das Sehen wahr. Gutes und scharfes Sehen ist somit für die Entwicklung eines Kindes von elementarer Bedeutung. Was sollten Eltern wissen, wenn der erste Gang zum Augenarzt oder Augenoptiker ansteht? BESSER SEHEN gibt Ihnen einige Tipps für den perfekten Durchblick der kleinen Brillenträger.

Der erste Sehtest

So seltsam das klingen mag, aber mit der Überprüfung der Kinderaugen kann man gar nicht früh genug beginnen. Denn nicht immer ist es leicht, zu erkennen, ob bei einem Kind eine Sehschwäche vorliegt. So erkennt man Fehlentwicklungen beim Laufenlernen in der Regel früher als beim Sehenlernen. Babys und Kleinkinder können ihre Beeinträchtigung weder entsprechend wahrnehmen noch äußern. Auch ältere Kinder können nur bedingt einen Vergleich ziehen zwischen scharf und unscharf. Meist wird erst eine drastische Reduktion der Sehschärfe um mehr als 60% von den Eltern bemerkt. Jedoch gilt: Je früher eine Sehschwäche bei Kindern und Säuglingen korrigiert wird, desto besser sind die zu erwartenden Erfolge. Machen Sie sich bewusst, dass das beidäugige Sehen nur dann voll entwickelt werden kann, wenn auf der Netzhaut beider Augen ein gleichscharfes Bild entsteht. Ähnlich wie das Laufen und Sprechen lernen Babys und Kleinkinder das Sehen durch ständiges Üben. Nur viel früher, denn mit dem ersten Blick nach der Geburt beginnt das Seherlebnis für unsere Kleinen.

Daher sollte der erste Sehtest innerhalb der ersten zehn Lebenstage stattfinden. Sehfehler am noch nicht ausgereiften Auge können so erfolgreicher korrigiert werden. Mehr noch: Später nicht mehr zu beseitigende Sehschwächen können bei einer frühzeitigen Erkennung und Behandlung minimiert oder sogar vermieden werden.

Gerade bei Frühchen treten sehr häufig Sehfehler durch die fehlende Entwicklung im Mutterleib auf. Bereits im Brutkasten sollte daher die Sehfähigkeit untersucht werden. Diese Untersuchung findet wie auch bei Babys und Kleinkindern mit Hilfe eines objektiven Verfahrens, der sogenannten skiaskopischen Sehschärfemessung, statt. In das Kinderauge gibt der Arzt einen Tropfen eines Atropinderivats, das die Pupille erweitert und die Akkommodation ausschaltet (Akkommodation = die Fähigkeit des Auges, sich so einzustellen, dass Dinge in unterschiedlichen Entfernungen scharf auf der Netzhaut abgebildet werden). So kann der Arzt mögliche Sehfehler exakt bestimmen. Brillen oder sogar teilweise Kontaktlinsen können Frühchen, Babys und Kleinkindern gleichermaßen verordnet und angepasst werden. Besondere Brillenfassungen und Brillengläsern, die teilweise vom Augenoptiker individuell angefertigt werden, sind mittlerweile für das kleinste Gesicht erhältlich.

Auch später sollten Eltern regelmäßig – am besten jährlich – die Sehleistung ihrer Kinder überprüfen lassen. Parallel dazu wird empfohlen, die Kinderaugen und das Sehverhalten der Kleinen zu beobachten: Treten Veränderungen wie beispielsweise Schielen, häufiges Augenreiben, fehlender Blickkontakt, Hornhauttrübungen, Blinzeln oder bei Schulkindern zu geringer Lese- und Schreibabstand bzw. falsches Abschreiben von der Tafel auf, sollte der Augenarzt konsultiert werden.

Die Auswahl des Augenarztes und Augenoptikers

Ähnlich wie bei der Wahl des Kinderarztes sollte der Wahl des Augenarztes und Augenoptikers bei der Behandlung von Kleinkindern und Kindern besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Achten Sie dabei unbedingt auf die Kinderfreundlichkeit und die Erfahrung, die der Arzt bzw. Optiker mit Kindern hat. Eine Brille sollte den Kindern nie als etwas Lästiges oder Schlimmes „verkauft“ werden. Vielmehr sollte gelten: Eine Brille ist etwas Tolles! Eine Brille kann zaubern: Ganz kleine Dinge kann man plötzlich sehen.

Neben dem freundlichen und kameradschaftlichen Umgang mit Kindern ist selbstverständlich die Kompetenz des Fachmanns entscheidend. Achten Sie darauf, dass er zu Beginn eine kindgerechte, vollständige Erstuntersuchung, die sogenannte Anamnese, durchführt. Ähnlich wie bei einem Erwachsenen sollte insbesondere der Augenoptiker mit Ihnen und dem Kind genau darüber sprechen, bei welchen Gelegenheiten die Sehprobleme besonders auftauchen, in welchen Situation das Kind die Brille besonders benötigt, ob es ein sehr aktives Kind ist, viel Sport treibt, viel liest, auch bei Dämmerlicht am Abend im Bett… Je genauer diese Dinge geklärt werden, desto besser kann die Sehhilfe ausgewählt und angepasst werden.

Gerade der Augenoptiker sollte Zeit und Geduld für die Beratung von Ihnen und Ihrem Kind mitbringen. Gehen Sie auf die Wünsche des Kindes bei der Wahl der Brillenfassung ein. Vermeiden Sie Zwang, denn ideal ist es, wenn das Kind die Brille akzeptiert und bereits von sich aus aufsetzt.

Lassen Sie sich eingehend über Glasveredelungen wie Hartbeschichtung oder Entspiegelungsbeschichtung informieren. Diese Zusatzbeschichtungen müssen nicht viel mehr kosten, machen die Brille aber widerstandsfähiger und langlebiger sowie Ihrem Kind das Sehen angenehmer. Achten Sie auf robuste Brillengläser und -fassungen mit kindgerechten Bügeln und Nasenstegen.

Einige Augenoptiker haben spezielle Abo-Angebote für Kinderbrillen, die Sie nutzen können: „Die Brille, die mitwächst“. So können Sie für einen festen Preis immer dann eine neue Brille besorgen, wenn Ihr Kind aus der alten herausgewachsen ist. Nutzen Sie für Kinderbrillen die Nachsorgeangebote/-inspektionen. Eine professionelle Brillenreinigung oder eine Prüfung, ob der Sitz der Brille noch passt, plus evtl. Korrektur ist gerade bei Brillen von aktiven Kindern sehr nützlich und erhöht die Lebensdauer der Brille.

Kleine Sehspiele für Kinder

  • Dieses Spiel spielen Sie mit mehreren Kindern, mindestens drei. Sie bitten die Kinder, sich ganz genau gegenseitig anzuschauen und zu beobachten. Nach fünf Minuten wählen Sie eins der Kinder, das bitte den Raum verlässt. Ein anderes Kind verdecken Sie durch ein Tuch oder einen Umhang so, dass nur noch der Kopf herausschaut. Das Kind vor der Tür wird nun wieder nach drinnen gebeten und soll möglichst genau die Kleidungsstücke beschreiben, die sich unter dem Umhang verbergen. Für jede richtige Beschreibung erhält das Kind einen Punkt. Für die nächsten Spielrunden können Sie die Kinder Kleidungsstücke tauschen oder sich mit anderen Accessoires verkleiden lassen.

  • Für dieses Spiel benötigen Sie ein selbstgemachtes Fernglas, das Sie am besten aus zwei Toilettenpapierrollen basteln. Der Nasensteg in der Mitte kann beispielsweise ein Stück Pappe oder eine leere Streichholzschachtel sein.

    Dieses Spiel sollten Sie mindestens zu zweit spielen. In die Mitte des Raumes werden einige Gegenstände wie Spielzeuge, Schuhe oder ähnliches auf einen Haufen gelegt. Eines der Kinder setzt das „Fernglas“ vor die Augen und schaut auf den Haufen mit den Gegenständen. Es beginnt, eines der Gegenstände zu beschreiben. Wer zuerst richtig errät, um welchen Gegenstand es sich handelt, hat die Spielrunde gewonnen und ist mit dem Fernglas an der Reihe.

  • Sie brauchen 10 lange verschiedenfarbige Schnüre (z.B. unterschiedliche Wollfäden oder Geschenkbänder). Zwei Fäden haben dabei die gleiche Farbe. Zu Beginn mischen Sie mit den Kindern die Fäden gründlich durch. Nun soll eins der Kinder die beiden Schnüre mit der gleichen Farbe aus dem Spaghetti-Gewühl herausfinden.


Diesen Artikel teilen