Gesundheit + Vorsorge

Kann die falsche Brille oder schlechtes Licht den Augen schaden?

Welche Auswirkungen es haben kann, wenn sich unsere Augen zu sehr anstrengen müssen – ein Überblick

16. Oktober 2020
  • Kann die falsche Brille oder schlechtes Licht den Augen schaden?

Ist die Brille nicht optimal angepasst, verschenkt man wertvolles Sehpotenzial, und das Lebensgefühl kann erheblich eingeschränkt sein. Das Lesen der Speisekarte im Restaurant wird zum Albtraum, oder man fühlt sich beim Autofahren unsicher. Aber: Kann es unseren Augen auch schaden, wenn eine Brille zu stark (Überkorrektur) oder zu schwach (Unterkorrektur) für ihren Träger ist? Welche Folgen können auftreten, wenn Sehfehler nicht ideal korrigiert werden? Und: Bergen Überanstrengung oder „schlechtes“ Licht – ob zu helles oder unzureichendes – Gefahren für die Augen? BESSER SEHEN gibt Ihnen einen Überblick.

Schadet es den Augen, wenn die Brille nicht optimal angepasst ist?

Nein! Eine nicht ideal angepasste Brille hat keinen dauerhaften Einfluss auf die Gesundheit des Auges. Man sollte aber trennen zwischen dem Auge eines Erwachsenen und dem eines Kindes, das sich noch in der Entwicklung befindet. Bei Heranwachsenden bzw. Schulkindern kann es durchaus Auswirkungen auf die Augen haben, wenn eine Brille massiv falsch angepasst wurde. Kinder sind nicht rechtsichtig, sehen also nicht ideal. Unter anderem deshalb, weil sich das Sehen beim Kind erst nach und nach entwickelt – vom unmittelbaren Sehraum z. B. in das Gesicht der Mutter bis in weitere Nähe, die man später fürs Malen oder Lesen benötigt, oder auch das räumliche Sehen in der Ferne. Sprich: Die leichte Übersichtigkeit ist hier zunächst von Vorteil, „verwächst“ sich aber schlussendlich. Bei Kindern kann eine Brille helfen, die optimale Sehleistung auszubilden. Für Erwachsene gilt: Auch ihren Augen schaden Fehlsichtigkeiten nicht – ganz gleich, ob im Falle einer Kurz- oder Weitsichtigkeit oder durch das Tragen einer falschen Brille. Das Auge „lernt“ vielmehr, die richtige Schärfe auf unterschiedliche Entfernungen einzustellen, und passt die Sehleistung – so gut es geht – an die jeweilige Situation an. Geschieht dies allerdings über einen längeren Zeitraum oder erfordert es größere Anstrengung für unseren Sehapparat, so kann sich dies deutlich bemerkbar machen.

Welche negativen Konsequenzen kann es haben, wenn die Brille nicht optimal passt?

Ist eine Sehhilfe nicht optimal an die Augen ihres Trägers angepasst, kann es zu verschiedenen Beschwerden kommen. Ein typisches Symptom ist natürlich, dass man wahrnimmt, dass man mit der Brille nicht einwandfrei sieht. Das führt zu einer subjektiven Verschlechterung des Seheindrucks. Das schadet dem Auge zwar nicht, macht das Sehen aber beschwerlicher. Das Auge muss mehr leisten, um ein scharfes Bild zu bekommen. Die möglichen Folgen reichen von Kopf- oder Nackenschmerzen über Unwohlsein bis hin zu Schwindel oder sogar Doppelbildern. Auch brennende oder juckende Augen können ein Symptom sein. Letztgenanntes entsteht zwar nicht ausschließlich durch das Tragen der falschen Brille, da auch trockene Raumluft dafür verantwortlich sein kann, eine fehlangepasste Brille trägt allerdings einen Großteil dazu bei.

Wenn man über einen längeren Zeitraum eine falsch angepasste Brille trägt – können die Augen dadurch einen Schaden erleiden?

Nein, definitiv nicht. Es entsteht auch kein Nachteil, wenn sich die Sehleistung eines Brillenträgers im Laufe der Zeit verschlechtert und eine vormals optimal passende Brille dann nicht mehr ideal korrigiert. Man stellt auch nicht immer fest, dass Sehkraft verschenkt wird – oft gewöhnt man sich langsam daran, und eine verschlechterte Sehleistung wird dann nur „von außen“ festgestellt, also z. B. bei Tests wie etwa im Rahmen der Führerscheinprüfung.

Ist auch grelles Kunstlicht etwa vom Handy- oder Laptop-Display unproblematisch für unsere Augen?

Ja. Lediglich direktes Sonnenlicht kann gefährlich werden, da es die Augenlinse das Licht unmittelbar auf der Netzhaut fokussiert. Ähnlich wie das Objektiv eines Fotoapparates auf den Sensor. Das allein reicht aus, um die Zellen durch die Hitzeeinwirkung dauerhaft zu schädigen. Jeder kennt sicher auch das kurzzeitige Erblinden nach direkter Sonnendirekteinstrahlung. Das Sehen ist kurzzeitig behindert, weil die Netzhautrezeptoren überreizt wurden. Eine längere Lichtenergieeinwirkung kann zu Langzeitschädigung führen.

Gewöhnliches Licht, wie es von Handy- oder Laptop-Displays ausgeht, ist aber völlig harmlos. Auch bei längerer Nutzung entsteht keine Gefahr fürs Auge. Zum einen sind diese Geräte in der Regel sicherheitsgeprüft, zum anderen verfügt das menschliche Auge über wirksame Schutzeinrichtungen, um allzu starken, unangenehmen Lichteinfall zu begrenzen – etwa Wimpern und Brauen. Allein durch reflexartiges Zusammenkneifen oder Schließen der Augen sorgt man für effiziente Reduktion des Lichteinfalls. Das sind Dinge, die ohne unser Zutun völlig unterbewusst ablaufen. Sprich: Man kann sich überhaupt nicht so viel Licht aussetzen, ohne dass diese Schutzmechanismen greifen.

Übrigens – wissen Sie, was der „Visus“ mit all dem zu tun hat?

Als „Visus“ (lat.) bezeichnet man die allgemeine Sehleistung bzw. Sehschärfe unserer Augen: Wie gut kann ein Mensch Muster und Konturen erkennen, rechtsichtig oder fehlsichtig, mit und ohne Brille? Dieser Wert variiert von Person zu Person, er wird anhand eines bestimmten Sehtests ermittelt und ist altersabhängig. Ein durchschnittlich guter Visus beträgt 1,0. In jungen Jahren liegt er zwischen 1,0 und 1,6, er verschlechtert sich im Laufe des Lebens allerdings. Menschen über 70 haben meist einen Wert zwischen 0,6 und 1,0. Autofahrer benötigen eine Sehleistung von mindestens 0,7.

Selbstverständlich spielt der Visus auch bei der Anpassung einer Brille eine Rolle: Der Augenoptiker misst die objektive Sehschärfe und bestimmt dann, welche zusätzliche Brechkraft notwendig ist, um mit der Brille eine scharfe Abbildung auf der Netzhaut zu erhalten. Ziel ist es, wieder einen höchstmöglichen Visus zu erzielen.


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