Sehen verstehen

Blinzeln, Weinen oder Sternchen sehen

Was unsere Augen so besonders macht

16. Oktober 2021
  • Blinzeln, Weinen oder Sternchen sehen - Was unsere Augen so besonders macht

Wir blinzeln, weinen oder sehen Sternchen – aber weshalb ist das so? Warum blinzeln wir?   Welche Rolle spielt unsere Netzhaut? Was veranlasst unsere Augen, zu weinen? Worin unterscheiden sich „Trauer-Tränen“ von „Schmerz-Tränen“?   Und wussten Sie, dass sich sogar viele Krankheiten an den Augen ablesen lassen?   BESSER SEHEN über Besonderheiten, die unsere Augen ausmachen.

Die Netzhaut – Sensor für das Sehen und Spiegel unserer Gesundheit

Die Netzhaut erfüllt eine Reihe von Aufgaben und hat z. B. direkten Einfluss darauf, wenn wir Sternchen sehen – etwa nach zu schnellem Aufstehen oder bei zu kräftigem Niesen.

Doch was genau passiert dabei – und warum passiert es? Die häufigste Ursache: eine Blutdruckschwankung. Denn: Verändern wir unsere Körperlage plötzlich, etwa durch rasches Aufstehen oder die heftige Bewegung beim Niesen, sackt unser Blut vom Kopf in den unteren Körperbereich. Gleicht unser Organismus das nicht rechtzeitig aus, bekommen Gehirn und Augen durch den kurzfristigen Blutdruckabfall zu wenig Blut und Sauerstoff. Die Folge: Unsere Netzhaut arbeitet nur noch eingeschränkt und meldet diese Beeinträchtigung an das Gehirn. Es kommt zu Lichtblitzen bzw. „Sternchen“ in unserem Sichtfeld. Hält der Sauerstoffmangel an, tritt die nächste Stufe ein: Die Sehzellen in der Netzhaut leiten keine Informationen mehr an das Gehirn weiter. Und das merken wir: Uns wird schwarz vor Augen. Allerdings nur kurz: Die Symptome verschwinden, sobald die Durchblutung wieder effizient arbeitet.

Übrigens: Außer der Netzhaut hat unser Auge viele weitere wichtige Bestandteile.

Apropos Durchblutung: Der typische „Rote-Augen“- oder „Katzenaugen“-Effekt auf Fotos verdeutlicht, wie stark durchblutet unsere Netzhaut im Normalfall ist. Er entsteht nämlich, weil der Blitz der Kamera das Blut der Netzhaut belichtet und sichtbar macht. Der Effekt tritt immer dann auf, wenn das an der Netzhaut reflektierte Blitzlicht in gerader Linie ins Objektiv zurückfällt.

Schon gewusst? Die Gefäßstruktur unseres Auges kann Ärzten helfen, erste Anzeichen bestimmter Erkrankungen bereits mit einem Blick in die Augen zu erkennen. Mehr Informationen …

Wichtig: Sehen Sie oft Sternchen oder leiden unter anderen Sehstörungen, sollten diese Symptome sicherheitshalber von einem Augenarzt überprüft werden, da durchaus auch eine Krankheit oder Nebenwirkungen einer Arznei dafür ursächlich sein können.

Welche Aufgabe hat das Blinzeln?

Das Blinzeln unserer Augen übernimmt eine ganz einfache, praktische Funktion: Damit die Hornhaut über dem Auge nicht austrocknet, verteilt unser Lid beim Blinzeln Tränenflüssigkeit – und das tun wir in normalen Situationen circa 15- bis 20-mal pro Minute.

Schon gewusst? Auch beim Blinzeln gibt es große Unterschiede: Ein Neugeborenes blinzelt beispielsweise nur ungefähr zweimal pro Minute – ein nervöser Mensch hingegen durchaus bis zu 50-mal. Auch beim Lesen oder Fernsehen verändert sich unsere „Blink-Frequenz“, wird dann auf rund siebenmal pro Minute abgesenkt.

Übrigens: Wussten Sie, dass während des Blinzelns unsere visuelle Wahrnehmung für Sekundenbruchteile außer Kraft gesetzt ist? So vermeiden wir irritierende Sehwahrnehmungen und entlasten unser Gehirn.

Weinen – ein vielseitiger Helfer

Wir weinen aus Angst, Trauer, Wut, Freude, Anteilnahme, Verzweiflung, Schmerz – oder schlicht, weil uns ein Staubkorn ins Auge gerutscht ist: Die Gründe für unser Weinen sind vielfältig und gehen weit über Traurigkeit hinaus. Doch welchen Hintergrund hat diese Funktion? Darüber ist sich die Forschung nicht ganz einig.

Klar: Sogenannte Reflex-Tränen, die etwa dann ausgeschüttet werden, wenn ein Fremdkörper in unserem Auge landet, haben eine eindeutige Reinigungsfunktion. Die Tränenflüssigkeit soll den Störenfried möglichst schnell aus dem Auge entfernen. Ist dies gelungen, wird auch der Tränenfluss wieder abgestellt.

Komplizierter wird es da schon bei sogenannten emotionalen Tränen – also dann, wenn wir aufgrund bestimmter Gefühle weinen, wie etwa Trauer oder Glück. Diesen Vorgang gibt es ausschließlich beim Menschen. Welchen Zweck er hat, das ist bis heute nicht vollständig geklärt. Allerdings gibt es dazu zwei grundlegende Theorien. Die erste: Weinen ist eine Schutzreaktion des Körpers, die dem Stressabbau dient und Schadstoffe über die Tränenflüssigkeit ausscheidet. Psychologen sprechen in diesem Zusammenhang beispielsweise von einem „Katharsis-Effekt“ (griechisch für „Reinigung“). Die zweite hingegen betrachtet Weinen als eine Form der Kommunikation und des Sozialverhaltens, durch die wir unseren Mitmenschen effizient mitteilen, wie es um uns bestellt ist. Schließlich kommunizieren wir eine Emotion wesentlich intensiver, wenn sie nicht nur von Worten, sondern auch von Tränen begleitet wird. Wir signalisieren damit Hilfsbedürftigkeit, welche wiederum Mitgefühl bei unseren Mitmenschen weckt und damit die Chance auf Hilfe und Unterstützung erhöht.

Schon gewusst? Gefühls-Tränen unterscheiden sich auch in ihrer chemischen Zusammensetzung von Reflex-Tränen. Erstgenannte enthalten deutlich mehr Eiweiß, Mangan, Kalzium und Kalium sowie Serotonin, ein „Glückshormon“. Frauentränen hingegen weisen oft auch das Milchbildungshormon Prolactin auf. Ein weiterer Unterschied zwischen den Geschlechtern: Frauen weinen deutlich häufiger, bis zu 64-mal im Jahr, Männer hingegen nur bis zu 17-mal.

Außerdem erfüllt die Tränenflüssigkeit eine umfassende Reihe von Funktionen:

  • Sie versorgt das Auge mit Sauerstoff.
  • Sie schützt das Auge vor Austrocknung und wirkt wie eine Art „Gleitmittel“ für die Lider.
  • Sie dient als Spülflüssigkeit zum Ausspülen von Fremdkörpern.
  • Durch ihren Gehalt an Antikörpern (Immunglobulinen) wehrt sie Erreger ab.
  • Sie enthält antibakteriell wirkendes Lysozym (wie auch unser Speichel).
  • Sie ernährt die Hornhaut.

Kann man an den Augen auch Krankheiten ablesen?

Ja! Rote oder geschwollene Augen, plötzlich verschlechterte Sicht oder kleine Knötchen am Augenlid: Es gibt viele Krankheitssignale, die man direkt an den Augen ablesen kann – schließlich zeigen sich Blutgefäße nirgendwo sonst im Körper so direkt. Deshalb lassen sich die ersten Anzeichen von Rheuma, Diabetes oder Multipler Sklerose oft an unseren Augen erkennen, etwa durch Blutungen oder bestimmte Gefäßerkrankungen.

Und das sind Erkennungsmerkmale von Krankheiten, die sich oft an den Augen ablesen lassen:

  • Kleine, gelbe Knötchen am Augenlid etwa sind zwar harmlos, können aber ein Hinweis auf einen erhöhten Cholesterinspiegel sein. Sollte von einem Arzt abgeklärt werden.
  • Verschlechtert sich die Sicht innerhalb von kurzer Zeit, so kann dies ein Symptom von Multipler Sklerose (MS) sein. Bei dieser greift das Immunsystem die Nervenfasern des Auges an, was sich oftmals zuerst durch einen entzündeten Sehnerv äußert, was wiederum zu einer Verschlechterung der Sicht, gestörter Farbwahrnehmung und Einschränkung des Gesichtsfeldes führen kann.
  • Kommt es sehr schnell zu einer sehr starken Sehverschlechterung, kann in äußerst seltenen Fällen auch ein Tumor im Auge ursächlich dafür sein.
  • Stehen die Augen stark hervor und leiden unter eingeschränkter Bewegungsfähigkeit, dann könnte die Schilddrüsenerkrankung Morbus Basedow dahinterstecken.
  • Sind die Augen gerötet, so ist die Ursache in den meisten Fällen eine harmlose Entzündung oder Reizung. Allerdings kann sich auch eine rheumatische Erkrankung auf diese Weise bemerkbar machen. Kommen Tränen, eine Sehverschlechterung und Schmerzen dazu, sollte daher unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.
  • Ist die Augenpartie oft angeschwollen, kann dies ein Hinweis auf eine gestörte Nierenfunktion sein. 
  • Eine gelb gefärbte Bindehaut ist unter Umständen ein Indiz für eine Hepatitis-Erkrankung. Hierbei kann die Leber einen bestimmten Stoff (Bilirubin) nicht mehr abbauen, was zur Färbung der Bindehaut führt.

Wandernde Punkte im Sichtfeld – Sehstörung oder normal?

Man sieht sie meist vor einem gleichmäßig hellen Hintergrund wie etwa blauem Himmel oder einer weißen Wand: kleine, wandernde Punkte oder „Fussel“, die dem Blick zu folgen scheinen – im Fachjargon „fliegende Mücken“ oder Glaskörperabhebungen genannt. Je nach Tageszeit sind sie mal mehr, mal weniger stark sichtbar. Sie sind in der Regel jedoch ungefährlich und treten im Laufe des Lebens bei jedem Menschen auf. Ihre Ursache: altersbedingte Veränderungen des Glaskörpers des Auges. Dieser schrumpft mit der Zeit und hebt sich dabei von der Netzhaut ab. Kurzsichtige erleben dies häufiger und früher, da bei ihnen der Augapfel länger ist und stärker gedehnt wird.

Vorsicht ist geboten bei sogenanntem Rußregen: viele große, schwarze Punkte, die langsam von unten nach oben wandern. Diese Sehstörung kann auf eine Einblutung im Glaskörper hinweisen und sollte unbedingt durch eine augenärztliche Untersuchung abgeklärt werden.

Auch andere Sehstörungen wie getrübte Sicht, das Sehen unscharfer Konturen, schwacher Kontraste, grauer oder schwarzer Flecken im zentralen Sichtbereich oder verzerrter Linien sowie eine erhöhte Blendungsempfindlichkeit sollten unbedingt frühzeitig durch den Augenarzt untersucht und behandelt werden.

Was ist der „Blinde Fleck“ im Auge, und wie entsteht er?

Sowohl unser linkes als auch unser rechtes Auge besitzen einen blinden Fleck, also einen Bereich, in dem unsere Augen nichts wahrnehmen können. An diesen beiden Stellen gibt es keine Sinneszellen. Dass wir dennoch „alles“ sehen und kein Loch in unserer Wahrnehmung haben, liegt daran, dass unsere Augen den blinden Fleck raffiniert mit Sehinformationen des jeweils anderen Auges ausgleichen.  Mehr Informationen…

Weshalb zuckt unser Augenlid manchmal?

Zuckungen am Augenlid können über Stunden oder Tage andauern – und mitunter zur nervlichen Belastung werden. Meist sind sie allerdings völlig harmlos und lediglich Ausdruck einer Überbelastung: etwa durch Stress, Überanstrengung der Augen oder Schlafmangel. In der Regel verschwindet das Zucken wieder von allein. Tut es das nicht, hilft Entspannung: z. B., indem man ein in warmes Wasser getränktes Tuch auflegt oder das Auge schließt und das Lid sanft massiert.

Wichtig:   In seltenen Ausnahmefällen – etwa, wenn die Zuckungen trotz Entspannungsmaßnahmen weiter anhalten – können auch ein Mineralmangel oder eine Infektion bzw. Erkrankung dahinterstecken. In dem Fall sollte sicherheitshalber ein Augenarzt aufgesucht werden.


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