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Augenvorsorge neu gedacht

Teleophthalmologie stärkt die Augenvorsorge – und die Position der Optikerinnen und Optiker.

16. Juni 2025
Brillenglasbeschichtungen haben verschiedene Funktionen.

Im ZEISS EyeCare Network können Augenoptikerinnen und Augenoptiker ihrer Kundschaft einen medizinischen Augen-Check-Up in Kooperation mit Ocumeda anbieten. Damit wird eine wichtige Brücke zwischen Augenoptik und Augenheilkunde gebaut und verbessert die frühzeitige Erkennung von Augenerkrankungen.

Für viele Menschen ist der wichtigste Sinn der Sehsinn. Wir erfassen unsere Welt überwiegend mit den Augen und der Sehsinn ist sehr wichtig, um darin zu agieren. Kein Wunder, dass die Angst, irgendwann zu erblinden, mehr als zwei Drittel der Menschen in Deutschland beschäftigt.

Chart, das besagt, dass die Menschen in Deutschland Blindheit als schlimmesten Sinnesverlust ansehen.
Chart, das besagt, dass die Menschen in Deutschland Blindheit als schlimmesten Sinnesverlust ansehen.

Mit zunehmendem Alter erhöht sich das Risiko für Augenerkrankungen. Allein wegen des Katarakts (Grauer Star) erfolgen in Deutschland jährlich mehr als 900.000 Operationen1, um getrübte Augenlinsen zu entfernen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ophthalmologie e.V. (DOG) sind ab einem Alter von 65 Jahren fast 90 Prozent der Menschen in Deutschland vom Grauen Star betroffen.2

Erblindungsursachen in Deutschland, in Prozent dargestellt
Erblindungsursachen in Deutschland, in Prozent dargestellt

Die Fallzahlen bei Augenerkrankungen steigen

Das Problem mit solchen Krankheiten: Einige sind tückisch. Sie schreiten oft lange Zeit voran, ohne dass die Betroffenen es mitbekommen. Wenn sie die ersten Beschwerden bemerken, ist der Schaden schon groß – Beispiel Glaukom (Grüner Star), speziell die häufigste Form: das primäre Offenwinkelglaukom. Der steigende Druck im Augeninneren schädigt den Sehnerv. Die Folge sind Einschränkungen im Gesichtsfeld und Einbußen bei der Sehschärfe – bis hin zur Erblindung. Von den Patientinnen und Patienten, die wegen ihrer Probleme durch ein Glaukom erstmals eine Augenklinik aufsuchen, sind jedoch zu diesem Zeitpunkt bereits 10 bis 20 Prozent nicht mehr fahrtauglich.3 Ähnlich ungünstige Umstände bestehen etwa auch bei der altersbedingten Makuladegeneration und der diabetesbedingten Retinopathie.

Diese Augenleiden haben eine weitere Gemeinsamkeit: Die Fallzahlen steigen.4 „Durch die demografische Entwicklung erleben wir bereits jetzt eine Zunahme betroffener Patientinnen und Patienten“, berichtet PD Dr. Catharina Busch, Oberärztin an der Universitätsaugenklinik Leipzig und ärztliche Leitung der Ocumeda GmbH. „Ein weiterer Anstieg ist prognostiziert.“

Diese Augenkrankheiten, die insgesamt Millionen Bürgerinnen und Bürger betreffen und hierzulande am häufigsten für schwerwiegende Sehbehinderungen verantwortlich sind, sind bei frühzeitigem Erkennen meistens gut therapierbar. „Werden sie rechtzeitig diagnostiziert, lassen sich gravierende Einschränkungen sehr oft vermeiden“, erläutert Augenärztin Busch. Doch die Patientinnen und Patienten, die von der Früherkennung profitieren könnten, wissen oft gar nicht, dass sie ihre Augen gelegentlich checken lassen sollten, selbst wenn sie keine Probleme damit haben.

Versorgungskapazitäten der augenärztlichen Praxen von 2000 bis 2019 nur um ein Prozent gestiegen

Wie aber ließe sich die Situation verbessern? Eine gute Lösung bieten sicherlich mehr Augenvorsorgeangebote, die Betroffene ansprechen und abholen – und zwar dort, wohin sich diese ohnehin hinsichtlich ihres Sehvermögens wenden, beim Optiker. Dass die Vorsorge sinnvoll ist, steht aus augenärztlicher Sicht außer Frage. So rät unter anderem der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA) seit Längerem5 allen Patientinnen und Patienten ab 40 zu einem Glaukom-Check mit einer Messung des Augeninnendrucks. Mit zunehmendem Alter sollte man sein Sehvermögen dann regelmäßig prüfen lassen. Bei erhöhten Risiken gilt eine engere Taktung schon früher als empfehlenswert, etwa wenn in der Familie bereits Augenerkrankungen aufgetreten sind . Der Nutzen spezifischer Screeningangebote für verschiedene Augenerkrankungen ist wissenschaftlich belegt.6,7 Die Früherkennung von Augenkrankheiten ist in Deutschland jedoch grundsätzlich keine Kassenleistung.

Hinzu kommt: „Während es zunehmend mehr Patientinnen und Patienten gibt, die eine – oft fortgesetzte – Augenbehandlung und -kontrolle benötigen, sind die zeitlichen Versorgungskapazitäten der augenärztlichen Praxen in den Jahren zwischen 2000 und 2019 nur um ein Prozent gestiegen“8, berichtet Busch. Viele Patientinnen und Patienten, die sich einen Termin in einer fachärztlichen Praxis wie eben in der Ophthalmologie wünschen, bekommen diese Schieflage zu spüren. Sie berichten manchmal von wochen- oder gar monatelangen Wartezeiten.9 Bei dringendem Handlungsbedarf kann man sich an die Terminservicestellen (TSS) wenden. Aber zur Vorsorge?

Schon seit einigen Jahren eröffnen E-Health-Angebote – darunter auch in der Teleophthalmologie – weltweit neue und erfolgreiche Wege, um solchen Systemschwachstellen etwas entgegenzusetzen.10 Durch Videosprechstunden, E-Rezepte oder DiGAs (Digitale Gesundheitsanwendung) sind auch hierzulande zunehmend mehr Menschen mit innovativen medizinischen Angeboten vertraut und erkennen Vorteile wie Schnelligkeit und problemlose Verfügbarkeit. Ocumeda hat seit seiner Gründung 2019 ein niederschwelliges, teleophthalmologisches Screeningangebot entwickelt, das ein augenärztlich ausgewertetes Augenscreening, während eines Besuchs beim Augenoptiker ermöglicht. Erhoben werden neben der bestmöglich korrigierten Sehschärfe und der Refraktion auch Augeninnendruck, Bild vom zentralen Augenhintergrund, Gesundheitsfragen und Informationen zum letzten Augenarztbesuch.

Die beteiligten Optikerteams gehen den Anamnesebogen durch, erfassen die Messwerte und übermitteln diese sicher verschlüsselt an die Augenärzte bei Ocumeda.

Zusammenfassung einer Aufnahme mit dem ZEISS VISUREF 1000

Zusammenfassung aller Messungen mit ZEISS VISUREF 1000 der beiden Augen. Objektive Refraktionswerte, Keratometriedaten, Messwerte der Pachymetrie, Augeninnendruckwerte sowie sämtliche Abbildungen (Fundusbild, Topographie, Fotographie).

Zusammenfassung einer Aufnahme mit dem ZEISS VISUREF 1000
Junges Mädchen im Augenuntersuchungsraum

Screening mit ZEISS VISUREF 1000

Laut der Brillenstudie 2024 vom Institut für Demoskopie Allensbach ist erst etwas mehr als einem Drittel (37 Prozent) der deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher bekannt, dass Augenoptiker verschiedene Möglichkeiten anbieten, die Augengesundheit zu überprüfen, z.B. in Form einer Tränenfilm-Analyse oder im Rahmen eines Glaukom-Screenings. Innerhalb dieser Teilgruppe, die von den Angeboten bereits gehört hat, haben acht Prozent schon von einem derartigen Angebot Gebrauch gemacht; 22 Prozent können sich eine Nutzung vorstellen, für lediglich sechs Prozent käme die Nutzung nicht in Frage. (ebenda).

Mit VISUREF 1000 von ZEISS können Augenoptiker viele wichtige Messungen durchführen, die den Erhalt einer natürlichen Augengesundheit unterstützen. Bei dem Gerät handelt es sich um ein multifunktionales Refraktionsgerät, das unter anderem ein Augen-Screening erlaubt. Es bietet neben zahlreichen Informationen zum vorderen Augenabschnitt und zu den Refraktionsfehlern der Augen umfassende Messungen am hinteren Augenabschnitt und damit die Möglichkeit zur frühzeitigen Erkennung von Augenerkrankungen durch ein integriertes Non-Contact-Tonometer sowie eine non-mydriatische Funduskamera.

ZEISS VISUREF 1000 erweitert die Screening-Möglichkeiten und ist so konzipiert, dass effiziente und hoch-qualitative Augenuntersuchungen möglich sind. Zu den integrierten Technologien zählen: Autorefraktometer, Aberrometer, Topograph, Scheimpflugkamera, Non-Contact-Tonometer und non-mydriatische Funduskamera. Seine Funktionen ermöglichen die Erkennung sowie eine detaillierte Analyse von Pathologien wie trockenen Augen, Keratokonus, Katarakt und Glaukom.

Teleophthalmogisches Screening

Diese werten die Daten aus und schicken den Patienten binnen durchschnittlich 30 Stunden eine Risikoabschätzung in Form eines medizinischen Befundberichtes samt weiterer Handlungsempfehlungen. Bei besonders auffälligen Ergebnissen kümmert sich das Ocumeda-Team zusammen mit den Betroffenen um einen zeitnahen Termin zu weiterer Klärung in einer augenärztlichen Praxis. Ist der Kunde einverstanden, können auch Optiker die Rückmeldung von Ocumeda einsehen. Sie erhalten dadurch weitere Anknüpfungspunkte, um die Kundenbindung zu vertiefen, eine noch zielgerichtetere Beratung ermöglichen und ihre Expertise bei der Augenvorsorge zu unterstreichen.

Das teleophthalmogische Screening von Ocumeda wurde inzwischen mehr als 190.000-mal von Kunden bei Optikern in Deutschland, Österreich und der Schweiz genutzt. Die Entwicklung wurde wissenschaftlich begleitet. Die medizinische Beurteilung wird durchgängig von speziell geschulten Augenärzten verantwortet. „Das ist ein Baustein von mehreren, der diese Kooperation für die Augenoptiker besonders sicher macht. Die Frage, wer bei Befundungsfehlern haftet, stellt sich ihnen nicht “, erklärt die ärztliche Leiterin der Ocumeda GmbH.

Das Potenzial, für eine zufriedene Kundschaft ist groß: Das teleophthalmologische Angebot richtet sich an Menschen im Alter 40+, die nicht in augenärztlicher Behandlung sind. Das sind viele, denn im Mittel besucht innerhalb eines Jahres nur ein Viertel der Bevölkerung eine ophthalmologische Praxis.11 Zu Optikern kommen Menschen dieser Altersgruppe jedoch verstärkt, weil sie altersweitsichtig werden und viele von ihnen eine Gleitsichtbrille benötigen.

Tatsächlich haben die Ocumeda-Screenings bislang bei in mehr als 20 Prozent der Teilnehmenden eine Auffälligkeit aufgedeckt. Bei knapp zwei Prozent der gescreenten Personen wurden sogar besonders schwerwiegende Veränderungen der Augen festgestellt. Für sie wurde von Ocumeda umgehend eine augenärztliche Versorgung organisiert. „In solchen dringenden Fällen funktioniert das auch immer, da unser augenärztliches System auf Behandlungen konzentriert ist“, berichtet Augenärztin Catharina Busch. Zum Optiker zurück kommen die Screening-Teilnehmenden daher entweder entlastet, weil ihre Auswertung die Ampelfarbe Grün zeigte – oder gut aufgehoben, wenn es kritische Anzeichen gab. Die Weiterempfehlungsrate beträgt 94 Prozent. Eine 65-jährige Patientin berichtet beispielsweise12 : „Dank des Ocumeda Augen-Check-Ups wurde bei mir ein Zentralvenenverschluss frühzeitig erkannt und behandelt. Dadurch wurde mein Augenlicht gerettet.“


Pressekontakt Miriam Kapsegger

ZEISS Vision Care


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