Virtuelle Brillenanprobe: Wenn jeder Millimeter zählt

ZEISS entwickelt detailgetreuen Avatar für virtuelle Anprobe von Brillengestellen

Wer hochwertige Brillen online verkaufen will, nutzt dafür am besten ein weitmöglichst exaktes 3D-Abbild des Gesichts der Brillenträgerin, des Brillenträgers – die sich damit selbst digital bestmöglich mit neuer Brille sehen können. Und noch wichtiger: Auch die notwendigen Präzisionsmessungen erfolgen so virtuell. ZEISS macht das möglich. Dr. Oliver Schwarz, Senior Entwicklungsingenieur und technischer Projektleiter bei ZEISS, spricht im Interview über den Avatar, der der stationären Augenoptik-Branche in Sachen „Online“ entscheidend weiterhilft.

Unser Avatar für die Augenoptik bietet ein Qualitätslevel, welches virtuelle Brillenanproben hochpräzise und detailliert ermöglicht und darüber hinaus auch für die Zentrierung rein virtuell zum Tragen kommt. In der Hinsicht dürfen wir mit Stolz sagen, dass wir Pionierarbeit geleistet haben.

Dr. Oliver Schwarz, ZEISS
Populär wurde das Wort Avatar mit dem Science-Fiction Roman Snow Crash 1992 und spätestens seit James Camerons Filmepos „Avatar“ 2009 ist er jedem ein Begriff. ZEISS etabliert das digitale Selbst in der Augenoptik.

Mit dem Avatar und Virtual Try-on @Home ermöglicht ZEISS, Qualitätsbrillen von zu Hause, aber dennoch bei der Optikerin, dem Optiker zu bestellen. Ist der Avatar also eine besondere Innovation?

Avatare gibt und gab es bereits vor unserer Eigen-Entwicklung. Innovativ aber ist, wie wir die Herausforderungen angegangen sind, die sich aus unserem Anwendungsfall ergaben. Unser Avatar für die Augenoptik bietet ein Qualitätslevel, welches virtuelle Brillenanproben hochpräzise und detailliert ermöglicht und darüber hinaus auch für die Zentrierung rein virtuell zum Tragen kommt. In der Hinsicht dürfen wir mit Stolz sagen, dass wir Pionierarbeit geleistet haben.

Wie lang wird schon am Avatar entwickelt?

Den Avatar gibt es, solange es die ZEISS VISUFIT 1000 Plattform gibt. Beides gehört zusammen. Den Prototypen des Avatars gab es sehr schnell. Bis zur Marktreife verging jedoch Zeit. Grundlegende Innovationen wie der Avatar als Teil von ZEISS VISUFIT 1000 nehmen schnell mehrere Jahre in Anspruch. Zwar haben wir kleinere Software-Elemente zugekauft, alle wesentlichen und insbesondere kritischen Komponenten haben wir aber inhouse entwickelt. Zum ersten Mal kam der Avatar für Virtual Try-on von ZEISS als Prototyp 2017 zum Einsatz. Seither haben wir daran kontinuierlich weiterentwickelt – und tun es auch heute noch.

Was war die initiale Anforderung, wozu sollte der Avatar entwickelt werden?

Die initiale Anforderung war die virtuelle Brillenfassungsanprobe beim Optiker. Schnell folgte der Wunsch, mit dem Avatar präzise virtuell zu zentrieren. Und im nächsten Schritt stellten wir uns der Anforderung, den Avatar nahtlos mit nach Hause nehmen zu können. Mit dem heutigen Avatar kann die Augenoptikerin, der Augenoptiker heute ein echtes Omnichannel-Angebot anbieten.

ZEISS Virtual Try-on @Home
Das Besondere am Avatar ist die Präzision und Maßhaltigkeit. Er ist so genau, dass mit ihm selbst hochkomplexe und auf den Träger, die Trägerin individuell angepasste Gleitsichtbrillen online bestellt werden können. Für die geballte Innovationskraft sorgte ein Team aus unterschiedlichsten Bereichen: unter anderem Mathematik, Informatik, Messtechnik, Augenoptik, Physik, Konstruktion und Elektrik.

Stand von Anfang an fest, wie der Avatar entwickelt werden muss? Gab es Referenzen?

Es gab bereits große Lösungen aus dem Kino-Bereich, wo Avatare mit vielen Kameras und aufwendiger Beleuchtung erstellt wurden. Das war für unsere Anwendung überdimensioniert. Bei kleineren Lösungen läuft man um die Person herum, macht mehrere Aufnahmen. Hier reicht aber die Qualität nicht für unseren Anwendungsfall aus. Im augenoptischen Fachgeschäft soll der Avatar schnell, einfach und vor alle angenehm zu erstellen sein. Wir wollten, dass mit nur einer einzigen Aufnahme ein detaillierter, maßstabstreuer Avatar gelingt.

Wir mussten also eine eigene Entwicklung auf die Beine stellen. Die Lösung: Die ZEISS VISUFIT 1000 Plattform, die den Avatar erstellt und gut in ein Fachgeschäft aufgestellt werden kann und bedienbar ist.

Wie lässt sich die Detailliertheit und Maßhaltigkeit des Avatars realisieren? Ist sie notwendig für die korrekte Anpassung einer Brille?

Wir haben in der Tat viel Aufwand in die mechanische Konstruktion gesteckt. Im Inneren hat ZEISS VISUFIT 1000 einen robusten Rahmen, auf dem die Kameras hochfest verbaut sind. Erst die Stabilität eröffnet uns in der Software die technischen Möglichkeiten, den Avatar so detailliert hinzubekommen.

Außerdem ist die Beleuchtung sehr wichtig. Die brauchen wir, um eine hohe Bildschärfe zu erreichen. Die Prozesse für die Kameras, die wir einsetzen, haben wir gemeinsam mit dem Hersteller weiterentwickelt. Bei uns zählt jeder Millimeter – ganz anders als zum Beispiel bei Kameras, die im Überwachungssektor eingesetzt werden. Und letztlich müssen unsere präzisen Messungen replizierbar sein und in der Serie funktionieren.

Und ja, das ist notwendig und ganz zentral, denn es kommt auf jedes Detail an. Wir benötigen genaue Messwerte, damit zum Beispiel die virtuelle Zentrierung unserem Qualitätsanspruch bei ZEISS gerecht wird. Aber auch, damit sich Verbraucherinnen und Verbraucher wohl fühlen, wenn sie den eigenen Avatar sehen und die ebenso detaillierten Fassungen virtuell aufsetzen.

Der Avatar ist absolut maßhaltig.

Wieso sollte ein Fachgeschäft den Avatar von ZEISS einsetzen?

Der Avatar als Teil von ZEISS Virtual Try-on @Home ermöglicht unter anderem die virtuelle Brillenanprobe für zu Hause. Und bietet damit eine Antwort auf das heutige Einkaufsverhalten. Gleichzeitig ist der Avatar an das Fachgeschäft geknüpft, in dem er erstellt wurde, sorgt also für Kundenbindung vor Ort. Letztlich können wir damit unseren Kundinnen und Kunden aus der Augenoptik ein Tool an die Hand geben, mit dem sie sich vor allem in Sachen Qualität vom Online-Wettbewerb abheben.

Die Fragen beantwortete Dr. Oliver Schwarz, Senior Entwicklungsingenieur und technischer Projektleiter bei ZEISS.


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M. Kapsegger
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Miriam Kapsegger
miriam .kapsegger @zeiss .com

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