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Wir werden immer älter - so auch unsere Augen

10. Januar 2020

Interview mit Dr. Alexander Leube, Augenoptiker und Visual Scientist, ZEISS Vision Care

Wir werden immer älter und somit natürlich auch unsere Augen. Gibt es denn tatsächlich ständig Veränderungen mit sagen wir 30, 40 oder 50 Jahren?

Ja, das ist tatsächlich so. Auch unsere Augen unterliegen ganz normalen physiologischen Prozessen, die nie aufhören. Insbesondere die Fähigkeit des visuellen Systems auf nahe Objekte scharf zu stellen, wird immer schlechter. Das ist, wie gesagt, ein gradueller Prozess, der auch schon mit 30 stattfindet. Merklich wird es dann vor allem um die 40. Dann benötigen die ersten von uns auch in ihren Brillengläsern, sofern sie schon fehlsichtig sind, eine Unterstützung für den Nahbereich. Wer 50 Jahre alt ist, bemerkt dann schon ganz deutlich, dass das Smartphone recht weit weggehalten werden muss, damit man es scharf sieht. Das heißt, die Augenlinse kann nur noch schlecht für die Nähe einstellen, wir nennen das „akkommodieren“. Für Brillenträger wird spätestens dann eine Gleitsichtbrille relevant.

Woran liegt das?

Das ist zunächst ein normaler alterstypischer Prozess. Die Elastizität der Augenlinse nimmt aufgrund verschiedener physiologischer Prozesse ab. Die Elastizität führt dazu, dass die Form der Augenlinse in jungen Jahren bei Naheinstellung kugliger wird. Durch die Abnahme der Elastizität ist diese Veränderung zur Erhöhung der Brechkraft nicht mehr möglich, was wir dann Alterssichtigkeit nennen. Oft hört man, das läge am Ziliarmuskel. Diesen müsse man nur trainieren und dann funktioniert das Scharfstellen auf nahe Objekte auch im Alter. Das stimmt aber nicht. Es liegt tatsächlich an der Versteifung der Augenlinse.

Heißt das, wir brauchen alle irgendwann eine Brille?

Wir werden natürlich nicht alle irgendwann kurz- oder weitsichtig, aber wir werden alle irgendwann alterssichtig. Das ist augenoptisch betrachtet keine typische Fehlsichtigkeit, sondern schlichtweg eine normale physiologische Veränderung. Um eine Lesebrille kommen wir, abhängig davon wie alt wir werden, nicht herum. Oder man muss auf eine Gleitsichtbrille umsteigen.

Verändert sich das Auge immer weiter, je älter wir werden?

Es verändern sich viele Dinge, zum Beispiel auch die Zusammensetzung des Tränenfilms. Aber eine besonders wichtige Veränderung betrifft die Pupillengröße. Die Pupillengröße bestimmt, wie viel Licht ins Auge gelangt. Ist es dunkel, so ist für gewöhnlich die Pupille größer, weil wenig Licht vorhanden ist, das jedoch voll genutzt werden muss. Werden wir älter, wird die Pupille immer kleiner. Das ist eigentlich ein Ausgleichsprozess, denn es führt zunächst dazu, dass das Licht gebündelter ins Auge gelangt. Das gleicht bis zu einem gewissen Grad die schlechter werdende Augenlinse aus, man spricht von einer erhöhten Schärfentiefe. Man nimmt die schlechter werdende Linse nicht so stark wahr. Dem kleiner Werden der Pupille ist jedoch eine natürliche Grenze gesetzt. Der Ausgleich funktioniert nicht unendlich lang. Auch diese gewöhnliche physiologische Veränderung der Pupillengröße kann heute in modernen Brillenglasdesigns berücksichtig werden.

Was passiert im hohen Alter mit dem Auge?

Die Alterssichtigkeit kann gut mit einer Gleitsichtbrille korrigiert werden. Unsere Gesellschaft wird aber immer älter. Es kommen im hohen Alter oft andere Probleme mit der Netzhaut oder auch der Augenlinse dazu. Weit verbreitet ist der Graue Star, auch Katarakt genannt. Dabei trübt sich die Linse immer weiter ein, wodurch weniger Licht ins Auge gelangt. Das kann bis zur Erblindung führen. Er kann heute zum Glück operiert werden. Durch das Einsetzen von Standard intra-okularen Linsen kann klares Sehen wieder hergestellt werden.

Vielen Dank für das Gespräch!

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Pressekontakt Miriam Kapsegger

ZEISS Vision Care


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