Blaues Licht und Sehen

Fakten über die Wirkung von blauem Licht auf unsere Augen


Erstellt im Mai 2022
Überarbeitet im März 2023

Über blaues, energiereiches Licht wird viel diskutiert. Es wird als eine Ursache für Sehstress angeführt und verursacht nach Ansicht einiger Expertinnen und Experten Einschlafprobleme. Schuld daran sollen die blauen Anteile des Lichts vor allem von Bildschirmen und LED-Lampen sein. Auch in diversen Medien finden sich seit geraumer Zeit Berichte zu blauem Licht und dessen Auswirkungen auf die Augen.

Um zu erfahren, was Verbraucherinnen und Verbraucher tatsächlich über künstliches blaues Licht denken, hat das Marktforschungsunternehmen Innofact im Auftrag von ZEISS im Januar 2023 eine Online-Befragung in Deutschland mit insgesamt 1.031 Teilnehmenden durchgeführt1, die neben den Fragen, ob künstliches blaues Licht die Augen stresst oder gar schädigt, auch solche zu Maßnahmen zum „Schutz“ gegen künstliches blaues Licht beantworten sollten.

Erfahren Sie in diesem Artikel, was Sie über blaues Licht, mögliche Augenschäden und die positiven Auswirkungen von blauem Licht wissen sollten.

Was ist blaues Licht?

Zunächst zur Definition von blauem Licht. Grundsätzlich sind wir alle von Strahlung verschiedener Wellenlängen, dem sogenannten elektromagnetischen Spektrum, umgeben. Licht ist Teil dieses Spektrums, das in das Auge gelangt und eine visuelle Wahrnehmung hervorruft. Konkret gehört blaues Licht zu dem Teil des sichtbaren Lichtspektrums mit den kürzesten Wellenlängen zwischen 380 und 500 Nanometern.

Natürliches blaues Licht
Es gibt zwei Arten von blauem Licht: das natürliche, von der Sonne ausgestrahlte blaue Licht, und das künstliche Licht, das von LED-Lampen und Displays emittiert wird

Ist blaues Licht schädlich für unsere Augen?

Blaues Licht umgibt uns zum einen als natürliches blaues Licht, da es Teil des von der Sonne ausgestrahlten Lichtspektrums ist. Und es umgibt uns immer mehr als künstliches blaues Licht, das von Leuchtmitteln wie LED-Lampen, Energiesparlampen oder (Smartphone-) Displays emittiert wird.
Während die gesundheitsgefährdende und zellschädigende Wirkung von ultravioletter (UV) Strahlung längst erwiesen ist, diskutieren Wissenschaftler, ob und in welchem Maße blaues Licht schädigend für die Augen ist. Einigen Studien zufolge kann kurzwelliges blaues Licht bei entsprechender Dosis ebenfalls zu photo-oxidativem Stress und anderen Effekten in Stoffwechselprozessen führen. Als Langzeiteffekt wird hierbei zum Beispiel die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) aufgeführt – eine chronische Erkrankung, die letztlich zur Erblindung führt. Allerdings spielen bei der Entwicklung dieser Erkrankung viele verschiedene Risikofaktoren eine tragende Rolle, sodass die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema Augenschäden und Risiken durch blaues Licht noch wachsen.

Fakt ist aber, dass unterschieden werden muss zwischen dem natürlichen und dem künstlichen blauen Licht. Doch es lässt sich vermuten, dass viele Menschen diesen Unterschied jedoch nicht (genau) kennen – und somit knapp 40 Prozent der Befragten aus der oben genannten Online-Befragung glauben, dass künstliches blaues Licht schädigend für die Augen ist.


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Fragen an die Probanden waren: „Das sogenannte blaue Licht von künstlichen Lichtquellen wie es z.B. von Computer-Monitoren und Smartphone-Displays ausgestrahlt wird, steht im Verdacht, unsere Augen zu stressen (in Form von Kopfschmerzen, Müdigkeit, Verspannungen). Wie schätzen Sie persönlich die Auswirkungen ein?“ und „Denken Sie, dass künstliches blaues Licht den Augen schadet (in Form von Schädigungen der Netzhaut)“


Dabei fällt auf, wie stark diese Annahme unter den jüngeren Befragten vertreten ist. Es scheinen also vor allem die Menschen, die die höchste Nutzungsdauer von digitalen Displays aufweisen, eine Art Gefährdung von künstlichem blauen Licht zu vermuten.

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Prinzipiell ist es auch richtig, dass jede Art von Licht bei zu hoher Dosis schaden kann und dass sich der relativ hohe Energiegehalt der vergleichsweise kurzen Wellenlängen des blauen Lichts nachweislich auf die Stoffwechselprozesse in den Zellen der Netzhaut auswirken kann. Und somit ist es durchaus plausibel, dass eine übermäßige Exposition gegenüber blauem Licht Schäden an der Netzhaut verursachen kann. Dies gilt allerdings nur für die aus dem Sonnenspektrum bekannten Intensitäten, während das künstliche blaue Licht typischer LED-Beleuchtung in Gebäuden oder blaues Licht von Displays weit unter den derzeit festgelegten Schwellenwerten für eine Schädigung des menschlichen Auges liegt.2

Dennoch sind Beschwerden von Patienten über verminderten Sehkomfort und Symptome wie Kopfschmerzen oder brennende Augen ein häufiges und bekanntes Anliegen bei Augenärzten und Augenoptikern in aller Welt.

Welche Auswirkungen hat blaues Licht auf unseren Sehkomfort?

Die Frage bleibt, wie sich die künstlichen Lichtquellen – wie LEDs und Bildschirme –, die unser Leben eigentlich besser und einfacher machen sollen, auf unsere Augen auswirken. Tatsache ist, dass sie einen relativ hohen Anteil an blauem Licht enthalten und wir diesem blauen Licht oft über lange Zeiträume ausgesetzt sind. Diese Umstände können unsere Augenmuskeln belasten und zu Sehproblemen und Symptomen im Zusammenhang mit digitalem Sehstress beitragen.

Abgesehen von den oben genannten Aspekten beeinflussen bestimmte Teile des blauen Lichtspektrums die Wahrnehmung von Blendung. Ein für Autofahrer bekanntes Beispiel dafür sind die oft unangenehmen und irritierenden modernen LED- und Xenon-Scheinwerfer von Autos. Von ZEISS gibt es Autofahrerbrillengläser, die das pychologische Blendungsempfinden reduzieren und helfen, Autofahren angenehmer zu machen.

ZEISS Experte Dr. Christian Lappe beantwortet die Frage, ob blaues Licht schädlich für die Augen ist.

Länge: Min. 00:57

Hat blaues Licht einen Einfluss auf unser Wohlbefinden? Diese Frage klärt ZEISS Experte Dr. Christian Lappe.

Länge: Min. 00:53

Blaues Licht und die Schlafqualität

Ein weiterer Vorwurf in Bezug auf blaues Licht besagt, dass Menschen, die kurz vor dem Zubettgehen im Internet surfen oder anderweitig blauem Licht ausgesetzt sind, schlechter einschlafen oder durchschlafen können. Die Theorie dahinter: Spezielle Photorezeptoren der Netzhaut enthalten das Protein Melanopsin, das besonders empfindlich auf den blauen Bereich des sichtbaren Lichts reagiert.

Reizweiterleitung dieser Zellen suggeriert dem Gehirn, dass es Tag ist. Als Folge dieser Reizweiterleitung werden unter anderem die Produktion und Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin unterdrückt. Die hohe Dosis an blauem Licht, die von der Sonne ausgestrahlt wird, unterdrückt folglich die Produktion von Melatonin und hält auf diese Weise fit und wach. Dies ist für die meisten Menschen während des Tages von Vorteil. Einige Studien deuten jedoch darauf hin, dass die Qualität und Dauer des Schlafs, insbesondere bei jungen Menschen, durch die Nutzung von Bildschirmen am Abend beeinträchtigt wird. Daher gilt: einfach mal das Smartphone und Tablet abschalten.

Blaues Licht und die Schlafqualität

Die positiven Auswirkungen von blauem Licht

Trotz aller Diskussionen über die Gefahren von blauem Licht hat dieses auch positive Auswirkungen auf unser Wohlbefinden. Die menschliche Netzhaut besteht aus zwei Arten von Photorezeptoren: Stäbchen und Zapfen. Stark vereinfacht ausgedrückt gibt es Zapfen, deren Sehpigment am stärksten auf Rot beziehungsweise Grün oder Blau reagiert, und nur die vollständige Funktion aller drei Zapfenrezeptoren gewährleistet ein normales Farbensehen.

Aber auch unsere innere Uhr (das sogenannte zirkadiane System) wird unter anderem durch die Wahrnehmung von blauem Licht gesteuert. Blaues Licht hat eine vitalisierende Wirkung auf uns, es hält uns wach und unterdrückt die Melatoninproduktion im Körper. Der langwellige Bereich des blauen Lichts, der bis zu 510 Nanometer reicht, gilt sogar als stimmungsaufhellend und spezielle blaulichtintensiven Lampen werden zu Therapien von saisonal bedingten Gemütsstörungen in der „dunklen“ Jahreszeit verwendet.

Blaues Licht hat also seine zwei Seiten – die mögliche Gesundheitsgefährdung auf der einen Seite, der positive Beitrag zum Wohlbefinden auf der anderen Seite. Diesen Dualismus des blauen Lichts beschreibt ZEISS ausführlich in einem gesonderten Fachartikel.

Ist es möglich, sich vor potenziell schädlichem und irritierendem blauen Licht zu schützen?

Für Brillenträgerinnen und -träger gibt es Möglichkeiten, ihre Augen zu schonen und sie vor blauem Licht zu schützen.

Auf der einen Seite gibt es die konventionellen Maßnahmen, wie den Nachtmodus (auch night shift) am Gerät selbst zu aktivieren, den Blick regelmäßig vom digitalen Gerät abzuwenden oder auch, die Nutzungsdauer zu minimieren.

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Angaben der 1.031 Teilnehmenden der Online-Befragung, wie sie sich vor künstlichem blauen Licht „schützen“. Die restlichen Prozent entfielen auf Sonstiges.

Auf der anderen Seite können alle Brillentragenden auf sogenannte Blaulichtfilter wie ZEISS DuraVision BlueProtect, die den erhöhten Blaulichtanteil abschwächen, zurückgreifen. Diese Blaulichtfilter können einerseits einfach als Beschichtung bei jedem Brillenkauf optional hinzugefügt werden, oder aber man wählt gleich Brillengläser, deren Material einen Teil des blauen Lichts automatisch mit herausfiltert. ZEISS BlueGuard Brillengläser wurden speziell entwickelt, um den Symptomen von digitalem Sehstress entgegenzuwirken, indem ein Teil der kürzeren Wellenlängen absorbiert wird. Sie reduzieren bis zu 40 Prozent des potenziell schädlichen und irritierenden blauen Lichts im Wellenlängenbereich von 400 bis 455 Nanometern (nm), und die positiven Eigenschaften des blauen Lichts, bleiben gezielt unbeeinflusst.

Mehr dazu können Sie hier lesen oder direkt Ihren nahegelegenen Augenoptiker konsultieren.

1 Quelle: Repräsentative Online-Befragung Innofact für ZEISS: 1031 deutschsprachige Personen 16-79 Jahre, Brillen- wie Nicht-Brillentragende. Brillentragende n=793, 76,9 %, Januar 2023

2 Konkret ausgedrückt regelt die Norm IEC 62471 seit 2006 die photobiologische Sicherheitsprüfung von Lampen und Beleuchtungsprodukten. In der Norm EN 62471 sind verschiedene Risikogruppen (RG) für die Beurteilung des Schädigungspotentials von sichtbarer Strahlung, also Licht inklusive des Blaulichts, gegenüber den Augen definiert. Neben der sogenannten „Freien Gruppe" (RG 0) werden drei weitere Risikogruppen angeführt, die sich durch verschiedene Zeitdauern der Exposition unterscheiden. Bei Produkt der freien Gruppe RG 0 kann man davon ausgehen, dass die Grenzwerte in Abständen von 20 cm und darüber für Langzeitbestrahlung eingehalten werden.
Die Grenzwerte für die potenzielle Schädigung der Netzhaut sind in der Norm EN 62471 als Strahldichte L angegeben. Der Grenzwert für die freie Gruppe RG 0 liegt bei 100 [W·m-2·sr-1]. Typische Messwerte von Computer-Monitoren, Tablets und Smartphones liegen ca. um den Faktor 1000 darunter, also im Promillebereich des Grenzwertes zur ersten Risikogruppe. Damit ist auch bei Dauerexposition mit Tablets, Smartphones etc. bei Sehabständen von 20 cm und mehr eine photobiologische Gefährdung laut Norm EN 62471 nicht zu erkennen.
 

Erfahren Sie mehr zum Thema blaues Licht

Unten stehend möchten wir Ihnen weiterführendes, interessantes Presse-Material zum Thema anbieten, das Ihnen bei der Recherche weiterhelfen könnte.

Der Dualismus des blauen Lichts

Wie schädlich blaues Licht für das menschliche Auge ist.

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