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Nachhaltig und effizient

4. November 2021 · 8 Min. Lesedauer
Interview mit Marian Käding

Marian Käding, Projektleiter

Das Energiekonzept für den Hightech-Standort Jena

Aktuell tüfteln ZEISS und Ingenieure an den Details eines Energiekonzepts, das Ökologie und Wirtschaftlichkeit am neuen ZEISS Hightech-Standort Jena verbinden soll. Ihr Ziel: Möglichst viel grüne Energie erzeugen, wenig CO2 produzieren und ein hochmodernes Umfeld schaffen, in dem innovative Technologien ein Zuhause finden.

Ein Blick in die Abendnachrichten genügt: Ökologie und Nachhaltigkeit sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Große und kleine Unternehmen suchen fieberhaft nach Lösungen, um möglichst nachhaltig zu wirtschaften und für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet zu sein. Auch ZEISS hat Nachhaltigkeit seit nun fast einem Jahr in seine strategische Agenda integriert. Umgesetzt wird diese Vision unter anderem beim Bau des Hightech-Standorts Jena: Massive Investitionen in grüne Energieträger und ein intelligentes Gebäude verbinden ressourcenschonende Ideen mit den Anforderungen eines hochmodernen Technologiestandorts.

Für ZEISS ist Nachhaltigkeit nichts Neues: „Die Gründungsväter haben gesellschaftliche Verantwortung von Beginn an zu einem Leitbild im Unternehmen gemacht“, sagt Dr. Roya Akhavan, Project Lead Sustainability. Entsprechend wichtig sei es, den ökologischen Fußabdruck von ZEISS kontinuierlich zu reduzieren. Bis 2025 plant der Konzern ambitionierte Klimaschutzziele zu verwirklichen, indem er weltweit in seinen eigenen Tätigkeiten CO2-neutral agieren wird.

Hocheffizienter Energiemix

In Jena arbeiten die Ingenieure Marian Käding und André Giese daran, Innovation und ökologische Nachhaltigkeit am neuen Hightech-Standort zu vereinen. „Bei der Entwicklung des Energiekonzepts ist es wichtig, den kompletten Lebenszyklus des Gebäudes im Blick zu behalten“, sagt Projektleiter Käding. Statt klassischer Fernwärme, die aus fossilen Energieträgern kommt, sollen am Hightech-Standort möglichst viel Wärme und Strom durch Geothermie erzeugt werden – ein komplett grünes System, bei dem Erdwärme aus dem Untergrund genutzt wird. Hinzu kommen im ersten Bauabschnitt hocheffiziente Systeme zur Wärmerückgewinnung, Absorptionskälte, ein Blockheizkraftwerk und eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Parkhauses. So entsteht ein hocheffizienter Mix, der nicht nur die Energiekosten deutlich senkt, sondern auch deutliche CO2-Einsparungen ermöglicht.

Um Erzeugung und Verbrauch perfekt aufeinander abzustimmen, führt das Planungsteam Simulationen auf Basis eines digitalen Zwillings durch, die ein realitätsnahes Abbild der Energieströme im späteren Gebäude ermöglichen. „So bekommen wir in jeder Phase der Planung detailliertere Informationen darüber, wo und wann am neuen Standort Energie benötigt wird“, sagt André Giese, der an der Schnittstelle zwischen Konzeption und baulicher Umsetzung sitzt. Damit ist die Planung des Energiekonzepts ein dynamischer Prozess mit dem Ziel, die Versorgung am Hightech-Standort möglichst nachhaltig und effizient zu machen. „Je mehr Daten in die Simulationen einfließen, umso näher kommen wir der optimalen Lösung“, sagt Giese.

Jede Menge grüne Energie

Aktuell steckt die Entwurfsplanung in der heißen Phase: Die Anforderungen an das Energiekonzept am Hightech-Standort wachsen fast täglich. Besonders die Bereiche für Produktion, Forschung und Innovation sind energetisch anspruchsvoll, etwa Reinräume und Entwicklungsflächen. Um dem hohen Bedarf nachhaltig zu begegnen, wird Geothermie eine größere Rolle spielen als ursprünglich gedacht – und mit Erdsonden aus bis zu 150 Metern Tiefe riesige Mengen an Wärme- und Kälteenergie aus dem Boden holen. „Im Team wägen wir gemeinsam die Investitions- und Betriebskosten der einzelnen Energieträger ab, um das nachhaltige und wirtschaftliche Optimum für ZEISS herauszuholen“, sagt Käding. Das heißt auch, alle verfügbaren Ressourcen auszuschöpfen, etwa bei der Wärmerückgewinnung. „Wenn in der Fertigung Druckluft oder Kälte erzeugt werden, wird gleichzeitig Wärme frei – wie beim Kühlschrank zuhause“, erklärt Käding. So werden Abfallprodukte wiederverwertet, um die Gebäude am Hightech-Standort mit Energie zu versorgen. Auch die Kraft der Sonne hilft, um mit Solaranlagen auf dem Dach des Parkhauses grüne Energie für den Ausbau der E-Mobilität bereitzustellen – ein kleiner, aber nachhaltiger Beitrag im Gesamtkonzept.

Ehrgeiziges Projektziel

Um die Nachhaltigkeit des neuen Hightech-Standorts offiziell zu machen, setzt ZEISS auch auf das Urteil unabhängiger Gutachter, die die ökonomische und ökologische Wertschöpfung des neuen Gebäudes unter die Lupe nehmen – und für Energieverbrauch, Recycling oder die Verkehrsanbindung Punkte vergeben. „Das Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen in Gold ist ein wichtiges Projektziel“, betont Käding. Auch die internen ZEISS Vorgaben in Bezug auf Nachhaltigkeit sind hoch: Neben den ökologischen Aspekten des Energiekonzepts spielen eine grüne Infrastruktur, der Standort im Herzen der Stadt Jena und die langfristige Nutzung der Gebäude eine wichtige Rolle. Bislang hat es das Projektteam geschafft, alle Herausforderungen in der Planung zu meistern, sagt Akhavan. „Innerhalb der ZEISS Gruppe ist der Hightech-Standort Jena sicherlich ein Vorzeigeprojekt für grüne Infrastruktur.“ So sollen die positiven Erfahrungen aus Jena künftig auch als Orientierung für andere Standorte dienen – und dafür sorgen, dass Neubauprojekte der ZEISS Gruppe höchsten Standards in Sachen Nachhaltigkeit folgen.


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