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Ganzheitliche Fabrikplanung für die Produktion von morgen

7. September 2021 · 7 Min. Lesedauer
Ganzheitliche Fabrikplanung

Interview mit Alexander Schlegel

Bei der Fabrikplanung werden die verschiedenen Produktionsbereiche in den neuen ZEISS Hightech-Standort in Jena integriert.

Wie groß müssen die jeweiligen Produktionsflächen sein? Und welche Anforderungen müssen erfüllt werden, um auf diesen Flächen produzieren zu können? Mit diesen konkreten Fragen beschäftigen sich Alexander Schlegel, Projektleiter für Fabrikplanung am ZEISS Hightech-Standort, und ein Team von Experten aus den ZEISS Bereichen bei der Fabrikplanung.

Die Aufgabe der Fabrikplanung ist es, die Produktionsbereiche der einzelnen ZEISS Bereiche in die Gebäudeplanung des ZEISS Hightech-Standortes zu integrieren. Bei der Fabrikplanung werden die Flächenbedarfe der ZEISS Bereiche also in die Gebäudestruktur eingeordnet. Die Qualitätsanforderungen an die Flächen ergeben sich aus den jeweiligen Produktionssystemen und betreffen beispielsweise die Schwingungsempfindlichkeit oder das Raumklima.

Gerade befindet sich das Projekt für den Hightech-Standort in der Phase der sogenannten Entwurfsplanung. Parallel dazu arbeitet das Projektteam der Fabrikplanung (FPL) rund um Schlegel an der detaillierten Ausarbeitung. „In der bisherigen Planung betrachteten wir gemeinsam mit unseren Ansprechpartnern in den ZEISS Bereichen auch die Anordnung der Arbeitsplätze, Maschinen und logistischen Strukturelemente wie beispielweise die Logistik-Bahnhöfe. So kreierten wir gemeinsam und insbesondere auch in Zusammenarbeit mit der Logistikplanung ein möglichst optimales Layout, das den jeweiligen Produktionsabläufen der ZEISS Bereiche entspricht und diese optimiert“, sagt Schlegel.

Die Produktionsflächen von morgen

Am neuen ZEISS Hightech-Standort werden die einzelnen Produktionsbereiche auf großen und zusammenhängenden Produktionsflächen angesiedelt. So kann die Aufteilung zusammengehöriger Flächen im Gebäude und über mehrere Etagen minimiert werden. Außerdem wird es moderne, produktionsnahe Büros geben, die entsprechend der Konzepte zu den modernen Arbeitswelten gestaltet werden. Die Pausen- und Sozialräume befinden sich zum Großteil an der Ostfassade des Gebäudes und erhalten so viel Tageslicht. „Zusätzlich wurde auch nach Möglichkeiten gesucht, wie Flächen SBU-übergreifend genutzt werden können. So haben wir beispielweise ein Areal für den Aufbau und das Einfahren neuer Produktionslinien und eine gemeinsame Werkstatt geplant“, sagt Schlegel.

Sicherheit und Arbeitsschutz im Fokus

Zentrale Aspekte der Fabrikplanung sind auch die Themen Arbeitssicherheit und Brandschutz. Dazu gehören unter anderem ausreichend große Bewegungsflächen an den Arbeitsplätzen und den Wartungszugängen an den Maschinen sowie ein Wegesystem, das in den Produktionsbereichen der ZEISS Abteilungen umgesetzt wird. Auch Lärmschutz, Tageslichtanforderungen und alle Sicherheitsmaßnahmen im Umgang mit Gefahrstoffen sind Teil der Fabrikplanung am Hightech-Standort. In der fortschreitenden Detaillierung der Planung werden auch die Positionen von Wandhydranten, Feuerlöschern und Notfalltelefonen eingeplant.
Einige Produktionsverfahren und -prozesse bringen aus Sicht des Arbeits-, Brand- und Sachschutzes ein höheres Risiko und dadurch weitere Vorgaben mit sich. „Diese Risiken müssen wir einzeln betrachten und mit Experten bewerten, um dann die entsprechenden Schutzmaßnahmen einzuplanen“, erklärt Schlegel.

Grundlagenermittlung und Konzeptplanung abgeschlossen

Die einzelnen Produktionsflächen der ZEISS Bereiche sind in den Sockelgeschossen des Hightech-Standorts verortet. Die dort verfügbaren Flächen wurden den einzelnen Produktionsbereichen zugeordnet. Das Grobkonzept steht bereits: Hierfür wurden die Grundlagen der Fabrikplanung ermittelt und die Konzeptplanung abgeschlossen.

Am Anfang stand die Aufnahme der Betriebsmittel wie Maschinen und Arbeitsplätze, die in den einzelnen ZEISS Bereichen für die Produktion verwendet werden. Unter Berücksichtigung der Produktionsprozesse wurden daraus die Flächenbedarfe für die einzelnen Abteilungen abgeleitet und mit der Architektur des Gebäudes abgeglichen. So entstanden die Flächen- und Raumstrukturen der Produktionsflächen im ZEISS Hightech-Standort. Innerhalb der Layoutplanung wurden die Betriebsmittel so verortet, dass sie einen effizienten Produktionsablauf unterstützen. In der Layoutplanung wurden außerdem räumliche und bauliche Abgrenzungen für beispielweise Rein-, Laser- oder Technikräume vorgenommen.

Auch funktionale Anforderungen an die Flächen wie Schwingungsempfindlichkeit, Klima, Bodenlasten, Bekranung und Bodenebenheiten wurden mit den ZEISS Bereichen und Fachexperten aufgenommen und bewertet und anschließend an die Gebäudeplanung übergeben. „Bei all diesen Prozessen war eine enge Abstimmung mit den produzierenden Bereichen und den Planungsteams rund um den ZEISS Hightech-Standort notwendig“, betont Schlegel.

Detailplanung und Feinlayout

Bei der Detailplanung wird die Layoutplanung nun weiter ausgearbeitet und das Feinlayout entworfen. So entsteht eine feingliedrige Struktur der einzelnen Bereiche. „Beim detaillierten Planen der Arbeitsplatz- oder Maschinenstruktur im Layout zeigt sich, wie gut wir die Flächen kalkuliert haben“, so Schlegel. Eine weitere Aufgabe ist die Planung der Medienversorgung. Dabei geht es darum, alle Arbeitsplätze, Maschinen und sonstige Betriebsmittel sowie deren Anschlüsse für verschiedene Medien wie Strom, Druckluft, Trinkwasser oder Prozessgase im Layout darzustellen. Hierauf basiert die weitere Planung der technischen Gebäudeausrüstung.
In dieser Planungsphase und der folgenden Ausführungsplanung entwickelt das Projektteam unter anderem Lösungen, wie die Betriebsmittel an die Medienversorgung angeschlossen werden: „Wir schauen, in welchen Produktionsbereichen eine flexible Medienversorgung sinnvoll und umsetzbar ist und wo Leitungen über Säulen und Wände oder Medientrassen bis an den Point of Use herangeführt werden müssen“, sagt Schlegel.

Das Projektteam der Fabrikplanung setzt seine Detailplanung auch über das Jahresende hinaus fort und unterstützt ab November die Ausführungsplanung des Bauprojektes. Dabei wird es vor allem um die konkrete technische Umsetzung der Anforderungen der einzelnen ZEISS Bereiche gehen.
Eine gute Zusammenarbeit mit den ZEISS Bereichen sei laut Schlegel ein entscheidender Faktor für eine erfolgreiche Fabrikplanung: „Wir können auf erfahrene Projektleiter und Teams bei ZEISS zurückgreifen, die uns in der Fabrikplanung sehr gut unterstützen und somit dazu beitragen, dass Produktionsflächen entstehen, die die Anforderungen der Produktionsbereiche erfüllen.“


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