Pressemitteilung

ZEISS Myopie-Management in Europa verfügbar

ZEISS MyoCare Brillengläser als Baustein für das Management progressiver Myopie.

14. Februar 2023

Aalen  | 14. Februar 2023 | ZEISS Vision Care

Ab April 2023 ist die ZEISS Lösung für das Management der fortschreitenden Kurzsichtigkeit auch außerhalb Asiens und damit in Deutschland, Österreich und der Schweiz verfügbar – mit ZEISS MyoCare Brillengläsern als Baustein für das Management progressiver Myopie. Langjährige Forschung zeigt, dass sich die Prävalenzen unterscheiden und die mit progressiver Myopie verbundenen Risiken spezifische Lösungen für verschiedene Zielgruppen erfordern.

Formen der Kurzsichtigkeit – sowohl die Schulmyopie als auch die fortschreitende Form – betreffen weltweit immer mehr Menschen und Industrie, Augenoptik und Augenheilkunde arbeiten intensiv daran, Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten auszuweiten. Auch wenn Myopie, mit einer prognostizierten Prävalenz von 50 Prozent bis 2050 für die Weltbevölkerung eine globale Herausforderung ist, gibt es regionale Unterschiede. Während in Südostasien bis zu 90 Prozent der städtischen Jugend betroffen sind, liegen die Fallzahlen in Europa deutlich niedriger. Die Ursachen, besonders für fortschreitende Kurzsichtigkeit, sind nach aktueller Evidenz ebenfalls regional teilweise unterschiedlich.

Die mehr als zehnjährige, umfassende Erfahrung mit progressiver und hochgradiger Myopie in Asien kombiniert ZEISS deshalb mit wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen, um auch in Europa wirksame, spezifische Angebote für Myopie-Management anzubieten.

  • Eine stringente Anamnese und Datenerfassung von Risikokindern ist unerlässlich, um eine verlässliche Entscheidungsgrundlage zu haben.

  • Mehr Zeit im Freien zu verbringen, unterstützt die gesunde Emmetropisierung des Auges.

Wissenschaft und Forschung grundlegend

Zum besseren Verständnis der Ursachen progressiver Myopie sowie wirksamer Interventionsmöglichkeiten sind weitere Anstrengungen in Wissenschaft und Forschung unverzichtbar. ZEISS verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung mit Grundlagenforschung und klinischer Forschung und der erfolgreichen Nutzung von ZEISS Myopie-Management in Südostasien. „Die Forschungsgruppe am ZEISS Vision Science Lab an der Universität Tübingen und die Zusammenarbeit mit internationalen wissenschaftlichen Institutionen sowie den Entwicklern bei ZEISS bilden die Grundlage für unsere Innovationen für das Myopie-Management“, sagt Dr. Arne Ohlendorf, Forscher am ZEISS Vision Science Lab mit Schwerpunkt Myopie-Entwicklung.

Ein Beispiel der Zusammenarbeit ist die Kooperation mit der „LIFE Child Study“ an der Universität Leipzig, die ZEISS seit 2014 pflegt. Diese Studie ist eine der größten, longitudinalen Kohortenstudien in Europa und dient der Identifikation der wesentlichen Faktoren für Gesundheit und Krankheit bei Kindern und Jugendlichen, mit Schwerpunkt auf Zivilisationskrankheiten. Gemeinsam mit ZEISS wird auch die Entwicklung der Sehkraft der teilnehmenden Kinder kaukasischer Herkunft verfolgt. Die Kohorte für Augengesundheit besteht aus 1.965 Kindern und Jugendlichen von drei bis 18 Jahren, die jährlich über zehn Jahre hinweg hinsichtlich Sehstärke, Refraktionsstatus und Augenlänge vermessen werden. „Das wichtigste Ergebnis ist, dass die Prävalenz für Myopie in Deutschland wesentlich geringer als in Ostasien ist“, sagt Dr. Ohlendorf.

Über den Ansatz der Kohortenstudie hinaus, hat ZEISS Daten aus dem alltäglichen Leben ausgewertet, um ein noch tieferes Verständnis der realen Situation zu gewinnen. Mit Euronet Market Research hat ZEISS die Entwicklung des Refraktionsstatus von mehr als 500.000 Kindern und Jugendlichen zwischen null und 20 Jahren untersucht. Die Datenbank enthält Daten von über 400 Optikern in Deutschland. Die Referenzkurven für refraktive Entwicklung bei Kindern kaukasischer Herkunft basieren auf ingesamt mehr als 1,3 Millionen Datensätzen und erlauben die individuelle Prognose für refraktive Sehfehler basierend auf der Anamnese und Refraktion des einzelnen Kindes. „Auch hier zeigt sich, dass die Prävalenz in Europa wesentlich niedriger ist als etwa in China“, so Ohlendorf. In Asien tritt Myopie signifikant häufiger und in jüngerem Alter auf als in Europa, verursacht nicht allein durch genetische Prädisposition, sondern auch durch einen anderen Alltag mit längeren Lernphasen, mehr Indoor- und weniger Outdoor-Aktivitäten.

Im Schnitt liegt die Prävalenz hochgradiger Myopie bei fünf Prozent sowie die Kurzsichtigkeit unter Kindern und Jugendlichen bis 20 Jahren in Asien bei bis zu 90 Prozent. Die Prävalenz der Myopie bei deutschen Kindern im Alter zwischen drei und 16 Jahren liegt bei circa zehn Prozent. Die überwiegende Mehrzahl kurzsichtiger Kinder in Europa wird daher nicht von einer progressiven Myopie betroffen sein, hier werden derzeit in der Regel Einstärkengläser bei Kurzsichtigkeit eingesetzt.

„Jede Dioptrie, jedes Kind zählt“

Das Motto der International Myopia Conference 2022: „Every diopter matters and every child counts“ gilt für professionelles Myopie-Management überall. Um das individuelle Risiko für progressive oder hohe Myopie einschätzen zu können, ist die sorgfältige Anamnese und Beobachtung des einzelnen Kindes unverzichtbar. „Jedes Kind zählt und jede Dioptrie“, sagt Dr. Katharina Breher, Wissenschaftlerin mit Schwerpunkt Physiologische Optik am ZEISS Vision Science Lab an der Universität Tübingen. „Jeder Zehntelmillimeter Augenlänge, der vermieden werden kann, sollte vermieden werden.“ Myopie-Management ist notwendig, um das Risiko von potenziellen Spätfolgen zu verringern, da Myopie größtenteils durch ein zu starkes Augenwachstum entsteht. Ein zu langes Auge ist mit einem erhöhten Risiko für diverse Augenerkrankungen mit potenziell irreversiblem Sehverlust verbunden. So ist das Risiko für Netzhautablösungen um ein dreifaches schon bei einer Refraktion von 3D erhöht, und eine Makuladegeneration tritt bei Myopen ca. 350 Mal häufiger und bereits verfrüht in der Lebensmitte auf.

„Die Einschätzung für oder gegen ein Myopie-Management im individuellen Fall kann komplex sein“, sagt Ohlendorf. „Die Unterscheidung zwischen physiologischem, also normalem Augenwachstum im Laufe der Emmetropisierung, und einem behandlungsbedürftigen Wachstum ist wichtig.“ Hier kann die Beobachtung des Wachstums über mehrere Monate sowie eine Risikoabschätzung der Progression beim einzelnen Kind durch die Nutzung von sogenannten Perzentilkurven vereinfacht werden. Breher: „Ob ein Kind eine fortschreitende Myopie hat, erkennt man zum Beispiel, wenn man seine Werte in passenden Wachstumskurven mit Normkurven aus der Bevölkerung vergleicht. Diese Perzentile beschreiben die statistische Verteilung von Werten für definierte Altersgruppen in einem Land.“ Sobald die Länge des Auges im Bereich des Durchschnitts, also etwa dem 50. Perzentil liegt, kann man von einem normalen Wachstum sprechen. Ist das Auge jedoch länger und liegt zum Beispiel im 97. Perzentil, gehört das Kind zu den drei Prozent der Bevölkerung, bei denen das Augenlängenwachstum eventuell extremer verläuft.

Anhand der aktuellen Studienlage – Myopie als globaler Trend, aber regionale und signifikante Unterschiede – ist empfehlenswert, Myopie-Management als zusätzliche Dienstleistung in Europa aufmerksam in den Blick zu nehmen. Zugleich gilt, dass in Europa kurz- und mittelfristig nicht zu erwarten ist, dass hohe Fallzahlen in den augenoptischen Fachgeschäften auftreten. „Myopie-Management sollte die bestmögliche Unterstützung des Kindes auf dem Weg zu einer normalen Entwicklung seiner Augen sein – mit Fokus auf physiologisch normales Längenwachstum des Augapfels“, sagt Dr. Christina Böck-Maier. Sie arbeitet im globalen Produktmanagement bei ZEISS Vision Care unter anderem an der Substantiierung von Produkt-Claims, Richtlinien und wissenschaftlicher Kommunikation zu Myopie-Management. Bei Indikation eines individuellen Risikos für progressive bzw. hohe Myopie, stehen heute innovative Lösungen für das Management auch dieser Form zur Verfügung. Unverzichtbar für das Myopie-Management sind ausführliche Anamnese mit Eltern und Kind, die auf Messungen und Bewertung basierende individuelle Risikoabschätzung, Sensibilisierung und Aufklärung zu Myopie. „Die Beratung sollte helfen, unnötige Sorgen zu vermeiden“, so Böck-Maier. „Für viele kurzsichtige Kinder lässt sich das Risiko einer progressiven Myopie ausschließen, und für betroffene Kinder stehen innovative Interventionsmöglichkeiten zur Verfügung .“

Für alle Kinder gelten die Empfehlungen des International Myopia Institute: Mehr Zeit im Freien für die Unterstützung einer gesunden Emmetropisierung des Auges, Begrenzung der Bildschirm- und Smartphone-Zeit auf zwei Stunden pro Tag. Für Kinder, bei denen ein besonderes Risiko festgestellt wurde, sind Verlaufsüberwachungen wichtig, die zur gewählten Intervention passen. So unterscheiden sich die Intervalle für eine Nachuntersuchung etwa bei Kontaktlinsen und Brillengläsern.

Erfolgreich ist Myopie-Management, wenn das Längenwachstum des Augapfels möglichst auf ein physiologisch normales Wachstum abgebremst werden kann und damit die Risiken für Folgeerkrankungen des Auges und Einschränkungen durch Kurzsichtigkeit gemildert werden. Myopie-Management wird in der Regel bis ins Alter von 18 bis 20 Jahren fortgeführt werden müssen. Die ausführlichen, wissenschaftlich fundierten Empfehlungen für das ZEISS Myopie-Management sind verfügbar.

ZEISS MyoCare Brillengläser: Wirksamkeit und entspanntes, gutes Sehen in einem Glas

Für ein Management der Progression der Myopie sind verschiedene Methoden entwickelt und erprobt worden, wie Brillen, Kontaktlinsen oder Augentropfen. ZEISS setzt auf ein umfassendes Myopie-Management, für das ein wichtiger Baustein innovative Brillengläser sind. ZEISS MyoCare ist ein neues, wirksames Brillenglas, für dessen Design die mehr als zehnjährige Praxis des ZEISS Myopie-Managements einschließlich spezieller Brillengläser und Erfahrungen mit orthokeratologischen Kontaktlinsen eingeflossen sind.

Die neueste Generation von Myopie-Brillengläsern setzt mit Mikrostrukturen einen simultanen Defokus für das periphere Sehen. Rund um das Zentrum des Glases mit der Kurzsichtigkeit korrigierenden Fläche sind – fast unsichtbare – konzentrische Kreise mit alternierender Stärke als konkurrierende Korrektionszonen simultan mit Korrektionszonen eingearbeitet. Der damit erzielte periphere Defokus für das blickende Auge verzögert nachgewiesenermaßen wirksam das über das physiologisch normale hinausgehende Längenwachstum des Auges und hemmt so die Progression von Myopie.

Gemeinsam mit einem führenden Institut für Myopie-Management, dem Wenzhou Medical University Eye Hospital WMU, testete ZEISS verschiedene Designvarianten. Das MyoCare-Design als das vielversprechendste der getesteten Designs ist als “Cylindrical Annular Refractive Elements”, C.A.R.E. Technology, patentiert. Um einen hyperopen Defokus für alle Blickrichtungen zu vermeiden, setzt ZEISS MyoCare auf eine zweite innovative Technologie: Mit ClearFocus ist die Freiform-Rückseite des Glases Punkt für Punkt optimiert.

In randomisierten klinischen Studien mit über 1.000 Kindern wird ZEISS MyoCare gemeinsam mit verschiedenen klinischen Partnern getestet. Die ersten 12-Monats-Zwischenergebnisse einer Langzeitstudie mit dem Wenzhou Medical University Eye Hospital belegen den Wirkungsnachweis durch eine absolute Reduktion der Myopie-Progression entsprechend der Studienerwartungen.

„Progressive Myopie verlangt besonders hohes Verantwortungsbewusstsein, denn mit ihrem professionellen Management werden die Weichen für das Sehen als wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung der Kinder gestellt“, so Ohlendorf. ZEISS Forschung, Zusammenarbeit mit universitären wie außeruniversitären, internationalen Forschungseinrichtungen und Augenkliniken wird deshalb weiterhin wesentlicher Bestandteil der ZEISS Entwicklungen für Myopie-Management sein.

Parallel zur Markteinführung von ZEISS MyoCare in Europa werden Unterlagen für das ZEISS Myopie-Management zu Anamnese, Messung, Risikobewertung, Einbindung von Eltern und Kind, Intervention sowie Monitoring und Langzeitbetreuung veröffentlicht. Dazu zählen auch weitere Marketing- und Vertriebsmaterialien für Online- und Offline-Kanäle für den Augenoptiker, Augenarzt und Orthoptisten. Ab April 2023 sind ZEISS MyoCare Brillengläser in Kunststoff mit ZEISS Vergütung verfügbar: in den Indizes 1.50 und 1.60 und inklusive ZEISS UVProtect Technologie für vollen Schutz der Kinderaugen auch draußen.

Referenzen

Prävalenz und Trends der Myopie weltweit, Europa und Deutschland

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Myopie-Entwicklung und Augengesundheit

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Peripherer Defokus

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Richtlinien und Empfehlungen

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Pressekontakt Miriam Kapsegger

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Mit diesem auf Wachstumsfelder der Zukunft wie Digitalisierung, Gesundheit und Industrie 4.0 ausgerichteten Portfolio und einer starken Marke gestaltet ZEISS den technologischen Fortschritt mit und bringt mit seinen Lösungen die Welt der Optik und angrenzende Bereiche weiter voran. Grundlage für den Erfolg und den weiteren kontinuierlichen Ausbau der Technologie- und Marktführerschaft von ZEISS sind die nachhaltig hohen Aufwendungen für Forschung und Entwicklung. ZEISS investiert 13% seines Umsatzes in Forschungs- und Entwicklungsarbeit – diese hohen Aufwendungen haben bei ZEISS eine lange Tradition und sind gleichermaßen eine Investition in die Zukunft.

Mit über 38.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist ZEISS in fast 50 Ländern mit rund 30 Produktionsstandorten, 60 Vertriebs- und Servicestandorten sowie 27 Forschungs- und Entwicklungsstandorten weltweit aktiv (Stand: 30.09.2022). Hauptstandort des 1846 in Jena gegründeten Unternehmens ist Oberkochen, Deutschland. Alleinige Eigentümerin der Dachgesellschaft, der Carl Zeiss AG, ist die Carl-Zeiss-Stiftung, eine der größten deutschen Stiftungen zur Förderung der Wissenschaft.

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ZEISS Vision Care ist einer der weltweit führenden Hersteller für Brillengläser und augenoptische Instrumente. Der Bereich ist Teil der Sparte Consumer Markets und entwickelt und produziert Angebote für die gesamte Wertschöpfungskette der Augenoptik, die weltweit unter der Marke ZEISS vertrieben werden.

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