Dr. Christoph Zaczek im Gespräch mit Sophia Tran

Dr. Christoph Zaczek begleitet seit Beginn seiner beruflichen Laufbahn die Entwicklung leistungsfähigerer Mikrochips – stets im Schulterschluss mit engagierten Teams bei ZEISS. Sophia Tran ist unter anderem als Tech-Influencerin bekannt. Als Anwenderin profitiert sie von der Arbeit Christoph Zaczeks und seinem Team. Doch was bedeutet die Entwicklung immer leistungsfähigerer Mikrochips konkret für den technologischen Fortschritt? Die beiden haben sich zum Gespräch getroffen – über die Zukunft der Branche und unserer Gesellschaft.

Der Hauptakteur des Tages ist nicht viel größer als ein Fingernagel. Und als Dr. Christoph Zaczek ihn in die Kamera hält, muss diese gehörig heranzoomen: Die Rede ist von einem Mikrochip. Und das Exemplar in Christoph Zaczeks Hand ist längst nicht das kleinste. Der kleinste Mikrochip der Welt misst gerade einmal wenige Millimeter und hat winzige Strukturen im Nanometer-Bereich auf der Oberfläche. Zum Vergleich: Ein Millimeter ist eine Million Mal länger als ein Nanometer.

ZEISS-Mitarbeiter und Halbleiterexperte Dr. Christoph Zaczek im Gespräch.

Die Strukturen eines Prozessors werden zwar immer kleiner – aber gleichzeitig werden sie immer leistungsfähiger. Zu verdanken ist das Menschen wie Dr. Christoph Zaczek. Der 57-Jährige ist Fellow & Head of Architecture Process Development Optics bei ZEISS Semiconductor Manufacturing Technology. Sein ganzes Berufsleben hat er der optischen Lithographie verschrieben – der Arbeit an einem Verfahren für die Chipfertigung, mit dem immer effizientere Halbleiter hergestellt werden können.

Tech-Influencerin, Gründerin und Investorin Sophia Tran hat einen Microchip in der Hand.

Gespräch über Innovationen in der Halbleitertechnologie

Sophia Tran profitiert davon. Sie ist unter anderem Tech-Influencerin und berät und investiert in Unternehmen. Sie steht, wenn Zaczek auf der Seite der Entwickelnden steht, in erster Linie auf jener der Anwendenden und bringt dadurch die gegensätzliche Perspektive mit.

In Stuttgart treffen die beiden nun erstmals aufeinander. Sie reden unter anderem über Lithographie, Technologie und Künstliche Intelligenz (KI). Kurzum: über die Zukunft. Aber es geht auch um große gesellschaftliche Fragen und welche Rolle die digitale Transformation bei deren Beantwortung spielt. Und immer wieder kommen sie dabei auf den kleinen Gegenstand in Zaczeks Hand zu sprechen, den die Kamera nur im Zoom erfassen kann und ohne den diese selbst nicht einmal funktionieren würde: den Mikrochip.

Doch welche Rollen spielen Halbleiter und ihre Transistoren nun in unserem Leben? Wie werden sie eigentlich gefertigt? Wo nehmen sie konkret Einfluss auf die Gesellschaft? Und wie verändern sie die Zukunft?

ZEISS Mitarbeiter Dr. Christoph Zaczek im Porträt.

Halbleiter haben die Menschen in den vergangenen Jahrzehnten enger zusammengebracht. Und KI wird das auf eine neue Stufe heben.

Dr. Christoph Zaczek Head of Architecture Process Development Optics bei ZEISS SMT
ZEISS-Mitarbeiter in hellblauer Reinraumbekleidung steht neben Maschinen für die EUV-Technologie.

Wachsende Nachfrage nach mehr Rechenleistung

Mikrochips sind teilweise nur wenige Millimeter groß – und dennoch allgegenwärtig. „Sie stecken in ziemlich jedem elektrischen Haushaltsgerät“, sagt Zaczek. Im Staubsauger, im Geschirrspüler, in der Kaffeemaschine. Endgeräte wie Smartphones, Computer oder Tablets würden ohne die kleinen Mikroprozessoren nicht funktionieren. Und technologische Innovationen wie die Automatisierung, KI oder autonomes Fahren wären ohne sie undenkbar.

Die Welt verlangt also nach immer mehr Rechenleistung. Die Chipindustrie muss sie liefern. Und das schon seit Jahrzehnten. Gordon Moore hat einmal geschrieben, dass sich die Anzahl der Transistoren pro Fläche auf einem Wafer – und damit die Rechenleistung des Chips – etwa alle zwei Jahre verdoppele. Das war 1965 und ging als sogenanntes Mooresches Gesetz in die Geschichte ein. Dass es noch immer gilt, hätte der Ingenieur und Unternehmer damals selbst nicht für möglich gehalten. Doch ZEISS und besonders auch der strategische Partner ASML haben es mit ihren Lösungen möglich gemacht. 

Eine Hand hält einen Mikrochip in die Kamera.

Dabei hat sich das niederländische Hochtechnologieunternehmen ASML mit der Zeit von einem Nischenanbieter auf dem europäischen Markt zu einem globalen Branchenführer im Bereich Halbleitertechnologie entwickelt und ist heute alleiniger Hersteller von sogenannten EUV-Lithographie-Maschinen. EUV steht für „extreme ultraviolet“. Realisiert wurde die EUV-Lithographie von ASML gemeinsam mit ZEISS und vielen weiteren Partnern aus Europa und den USA. Diese Entwicklung hat das digitale Leben und Arbeiten der Menschen entscheidend verändert.

Christoph Zazcek erklärt: „Bei ZEISS sind wir sehr stolz darauf, ein wichtiger Teil dieses weit vernetzten und hochinnovativen Ökosystems zu sein und unsere Geschichte als Teil der EUV-Geschichte zu erzählen. Denn unsere Optiken, die als die präzisesten Spiegel mit mechatronischen Systemen beschrieben werden können, sind das Herzstück der EUV-Systeme unseres strategischen Partners ASML.“

Halbleitertechnik bei ZEISS

Seit mehr als 50 Jahren prägt ZEISS Semiconductor Manufacturing Technology (SMT) die Halbleitertechnik. 80 Prozent aller Mikrochips weltweit werden mit Optiken von ZEISS und den Lithographie-Systemen des strategischen Partners ASML hergestellt. Herzstück der Chipfertigung sind die Optiken von ZEISS SMT. Mit immer kürzeren Wellenlängen ist es gelungen, immer feinere Strukturen auf den Wafer zu projizieren. Die DUV-Technologie („deep ultraviolet light”) mit Wellenlängen von bis zu 193 Nanometern war ein erster Meilenstein der Produktion. Aktuell schafft die EUV-Lithographie Wellenlängen von bis zu 13,5 Nanometern. Das ist kleiner als ein Virus. Der nächste Entwicklungsschritt steht kurz bevor: 2026 soll die High-NA-EUV-Lithographie in Serienfertigung gehen. „High-NA“ steht für eine hohe numerische Apertur. Sie beschreibt den Winkelbereich, aus dem ein optisches System Licht aufnehmen kann. Je größer der Winkel, desto feinere Details werden dargestellt. Bei der High-NA-EUV-Lithographie liegt dieser bei 0,55. Zum Vergleich: Die aktuelle EUV-Lithographie liegt bei 0,33.

Großer Spiegel als Herzstück für die High-NA-EUV-Lithographie.

Optische Lithographie: Herzstück der Chipfertigung

Der für dieses Herzstück der neuesten EUV-Generationen verwendete Spiegel hat einen Durchmesser von über einem Meter und wiegt mehrere Hundert Kilogramm. Außerdem wird er so glatt poliert, dass die größte Unebenheit kleiner ist als ein Atom. Wäre der Spiegel Deutschland, wäre die höchste Erhebung, die Zugspitze, keine 2.962 Meter, sondern nur einen Zehntel Millimeter hoch. Die Sensoren und Aktuatoren der Projektionsoptik arbeiten derart präzise, dass ein reflektierter Laser einen Golfball auf dem Mond treffen könnte.

Derartige Größenordnungen in der Fertigung schaffen Rechenleistung, durch die Innovationen wie KI erst möglich werden. Gerade dann, wenn diese Technologien für jeden zugänglich und nutzbar sein sollen, wie es bei KI bereits der Fall ist. Mikrochips sind so gesehen der Wegbereiter für KI – und diese verändert gerade die Welt. Aber welche Möglichkeiten ergeben sich daraus? „Das lässt sich schwer vorhersagen“, sagt Christoph Zaczek, „aber immerhin bereits absehen“. Als Beispiel nennt er autonomes Fahren: „Ich habe meinem Auto heute Morgen gesagt, wo ich hin möchte – und es hat mir den Weg hierher nach Stuttgart verraten. Es wird nicht mehr lange dauern, bis es mich in Deutschland eigenständig ans Ziel fahren wird. An manchen Orten auf der Welt ist das bereits möglich.“

 

Zwei ZEISS-Mitarbeiter stehen neben der Maschine für die High-NA-EUV-Lithographie zur Fertigung von Mikrochips.

Enger vernetzte Welt

Immer mehr Rechenleistung bedeutet, dass die Menge an Daten immer schneller und besser verarbeitet werden kann. Das gilt für Mobilität – und für viele weitere Lebensbereiche wie beispielsweise für das Gesundheitswesen, die Arbeitswelt generell, aber auch für das Privatleben und damit den Alltag vieler Menschen.

Allein schon deshalb hat der technologische Fortschritt mit dem Ursprung immer effizienterer Mikrochips einen Effekt auf die Gesellschaft, beobachtet Sophia Tran und glaubt: „Unser Zusammenleben wird sich im digitalen Zeitalter fundamental verändern. Technologie ist die Grundlage und der Treiber dafür. Und das Kernelement dafür bilden Mikrochips.“

Dieser Meinung ist auch Dr. Christoph Zaczek. Er sagt: „Halbleiter haben die Menschen in den vergangenen Jahrzehnten enger zusammengebracht. Und KI wird das auf eine neue Stufe heben.“ Was er damit meint? Zum Beispiel beim Thema Wissensmanagement: Um Wissen weltweit und passend zur Verfügung zu stellen, sei KI ideal geeignet. Beispielsweise können Sprachbarrieren durch Echtzeitübersetzungen mithilfe von KI einfach abgebaut werden.
 

Tech-Influencerin und Unternehmerin Sophia Tran spricht im Interview.

Unser Zusammenleben wird sich im digitalen Zeitalter fundamental verändern. Technologie ist die Grundlage und der Treiber dafür. Und das Kernelement dafür bilden Mikrochips.

Sophia Tran Gründerin & CEO von Spotlight! und Tech-Unternehmerin
Zwei ZEISS-Mitarbeitende in Reinraumbekleidung stehen vor einer großen Vakuumkammer.

Die nächsten großen Schritte deuten sich bereits an: Durch photonische Schaltkreise beim Zusammenfügen von Chips lässt sich etwa die Leistungsfähigkeit steigern, während zeitgleich der Energiebedarf sinkt. „Das ist auch unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit wichtig“, sagt der 57-Jährige. Schließlich erfordere viel Rechenleistung bisher auch einen enormen Energiebedarf.

Um bei dem Tempo Schritt halten zu können, geht ZEISS die Entwicklung systematisch an. „Wir denken heute bereits über Produkte nach, die in zehn oder 20 Jahren relevant sein könnten. Diese Langfristigkeit ermöglicht uns der Stiftungsgedanke von ZEISS“, erklärt Christoph Zaczek. Dazu zählt auch, dass ZEISS rund 15 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung investiert. In der Umsetzung spricht er schließlich von einem so genannten Roadmapping: „Wir beobachten den dynamischen Halbleitermarkt, sprechen mit Kunden und unseren strategischen Partnern, evaluieren deren Bedarfe. Daraus leiten wir unsere Produktroadmaps ab“, sagt der Wissenschaftler.

Eine dieser Roadmaps beschreibt den Bedarf für eine weitere, klassische Reduktion der Strukturgröße. Mit anderen Worten: Mikrochips sollen weiterhin kleiner werden – und zugleich noch leistungsfähiger. Dabei werden Halbleiter aktuell noch mit der DUV- und EUV-Lithographie hergestellt. Der nächste Entwicklungsschritt steht aber schon kurz bevor: Im Jahr 2026 soll die High-NA-EUV-Lithographie in Serienfertigung gehen. Das passende Verfahren für die nächste Stufe danach ist ebenfalls schon gefunden: Hyper-NA-EUV. Allerdings befindet es sich derzeit noch in der Entwicklung. Zeitraum: Etwa zehn bis 15 Jahre, so der Experte. Er wird also weiterhin damit zu tun haben, die Zukunft mit zu gestalten.

Sophia Tran
Sophia Tran Influencerin, Gründerin, Moderatorin, Investorin: Sophia Tran ist vieles – vor allem ist sie aber begeistert von Technologie. Sie studierte Elektrotechnik an der RWTH Aachen sowie BWL im Master. Zu ihren beruflichen Stationen gehören die Unternehmensberatung Detecon International (Deutsche Telekom), der Luxuskonzern LVMH und ein Wirtschaftsverlag. Außerdem baute sie als Prokuristin den Inkubator und Accelerator DIGITALHUB.de mit auf. 2021 gründete sie schließlich das Unternehmen Spotlight! Ventures, ihre eigene Beratungsagentur für Start-ups.
Dr. Christoph Zaczek
Dr. Christoph Zaczek Dr. Christoph Zaczek hat sein ganzes Berufsleben der optischen Lithographie verschrieben. Er studierte Physik in Stuttgart, Ulm und Portland / USA, und publizierte bereits seit Ende der 1990er Jahre wissenschaftliche Arbeiten rund um das Thema optische Lithographie. Im Jahr 1998 hat er als Doktorand bei ZEISS angefangen – und ist bis heute geblieben. Zaczek wechselte 2001 als Senior Scientist zu ZEISS Semiconductor Manufacturing Technology. Heute ist er Fellow & Head of Architecture Process Development Optics.

Im Fokus: Halbleitertechnologie im Wandel

  • Mikrochips sind die treibende Kraft hinter der digitalen Transformation, da sie die technologische Basis für Innovationen in nahezu allen Bereichen der modernen Welt bilden. Sie liefern die nötige Rechenleistung für Computer, Smartphones und Server, was die effiziente Bewältigung komplexer Aufgaben ermöglicht. Zudem sind Mikrochips entscheidend für die Vernetzung von Geräten im Internet der Dinge (IoT), wodurch Automatisierung und intelligente Steuerung realisiert werden können. Fortschritte in der Chiptechnologie führen auch zu energieeffizienteren Geräten, was besonders für innovativere Technologien und nachhaltige IT-Infrastrukturen wichtig ist. Die Verkleinerung von Mikrochips erlaubt es Herstellern, kompaktere und tragbare Geräte wie Wearables zu entwickeln. Darüber hinaus unterstützen Mikrochips die Leistung von Künstlicher Intelligenz (KI) und Maschinellem Lernen (ML), was neue Anwendungen in integrierten Bereichen wie Spracherkennung, Bildverarbeitung und autonomem Fahren ermöglicht.

  • Der Fortschritt bei der Produktion von Mikrochips hängt entscheidend von der Optik ab. Sie ist das Herzstück der Lithographie-Systeme. Wichtigster Faktor dabei ist die Wellenlänge des Lichts, mit dem die Strukturen auf die Wafer projiziert werden. Aktuell werden Halbleiter mit der DUV- und EUV-Lithographie hergestellt. Bei EUV beträgt die Wellenlänge des Lichtes 13,5 Nanometer. Dadurch werden die Strukturen auf dem Chip rund 5.000-mal feiner als ein menschliches Haar. Die nächste Stufe ist mit der High-NA-EUV-Lithographie erreicht. Der Unterschied zur EUV-Lithographie besteht in der Größe der numerischen Apertur. Sie beschreibt den Winkelbereich, aus dem ein optisches System Licht aufnehmen kann. Je größer der Winkel, desto feinere Details werden dargestellt. Bei der High-NA-EUV-Lithographie liegt dieser bei 0,55. Zum Vergleich: Die aktuelle EUV-Lithographie liegt bei 0,33. 2026 soll die nächste Generation in Serienfertigung gehen.

  • Die Halbleiterindustrie spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung globaler Herausforderungen wie der digitalen Transformation und der Integration von Künstlicher Intelligenz (KI). Sie entwickelt leistungsfähigere und effizientere Chips, die das Rückgrat moderner digitaler Systeme bilden. Spezialisierte KI-Prozessoren beschleunigen Anwendungen und ermöglichen die breite Integration von KI-Technologien. Mikrochips sind essentiell für das Internet der Dinge, was intelligente und automatisierte Systeme in vielfältigen Bereichen fördert. Zudem verbessert die Industrie kontinuierlich die Energieeffizienz von Chips, was zur Reduzierung des Energieverbrauchs beiträgt. Fortschritte in der Halbleitertechnologie unterstützen zudem neue Technologien wie 5G und autonomes Fahren. Durch ihre Skalierbarkeit und Anpassungsfähigkeit ermöglicht die Branche eine schnelle Reaktion auf technologische Veränderungen und unterstützt die globale Anpassung an die digitale Landschaft und die damit verbundene Nachfrage.


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